RIGHTWING: Mir geht es genau so: Ich hätte auch gleich an mich gedacht. Und an Marie-Lou natürlich.
BARBARELLA: Drei Schlagwörter, um Ihre Frau zu definieren!
RIGHTWING: Hm. Hm. Hm.
BARBARELLA: Bitte?
RIGHTWING: Damit wollte ich ausdrücken: Das Weib, das ewige Rätsel.
BARBARELLA: Wie süss!
RIGHTWING: Hm. Sie ist also… noch zu echter Hingabe und Bewunderung fähig.
BARBARELLA: Wen bewundert Marie-Lou denn?
RIGHTWING: Hm. Ausser mir? Ich glaube, Ronald Reagan.
BARBARELLA: Sie glauben?
RIGHTWING: Wir sprechen meist über relevantere Dinge. Ein Chefredakteur hat viel…
BARBARELLA: Wir haben recherchiert. Sie war in einer linken Studentenorganisation, hat an Demonstrationen teilgenommen und hier, im University Chronicle von Melbourne, sagt sie: “Ich setze mich ein für die Befreiung der Frauen, vor allem in der Dritten Welt, gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur…” Das klingt nicht nach Ronald Reagan.
RIGHTWING: Was soll das? Sie streichen die Frage sofort, sonst gehe ich! Im Übrigen: Das sind Kindersünden. Mein Frau ist mit mir auf Kurs.
BARBARELLA: Sehr rechte Männer haben oft linke Frauen: Sarkozy und Bruni, Mussolini und Clara Petacci, Crassus und Metella, Le Pen und Lucinde.
RIGHTWING: Sie wollen mich auf den Arm nehmen. Carla Bruni ist nicht links. Und Mussolini? Ist der rechts? Marie-Lou ist jedenfalls keine Linke.
BARBARELLA: Aber grün.
RIGHTWING: Grün hinter den Ohren, ha ha. Im Ernst: Frauen sollten keine Politik machen.
BARBARELLA: Sondern? Abwaschen?
RIGHTWING: Das macht bei uns die Portugiesin, Rosa oder so.
BARBARELLA: Auch eine Frau!
RIGHTWING: Marktwirtschaft.
BARBARELLA: Worüber sprechen Sie denn vor dem Einschlafen mit Marie-Lou? Ich meine: Relevantes.
RIGHTWING: Wir gehen meinen Tag durch. Sie stellt die Anträge: neue Waschmaschine oder so.
BARBARELLA: Nicht sehr sexy.
RIGHTWING: Ach so, nein… Beischlaf gibt es am Samstag. Ein Chefredakteur hat vieles…
BARBARELLA: Lieben Sie Ihre Frau?
RIGHTWING: Sie stellen aber originelle Fragen. Lieben Sie Zwetschgenpudding? Ich streiche solche Fragen in MEINER Zeitschrift gleich raus. Sobald man die Gegenfrage stellen kann: Lieben Sie Zwetschgenpudding? Also, dann taugt es nicht.
BARBARELLA: Ich bin baff! Sie meinen, dieses Interview taugt nichts, weil ich frage, ob Sie Ihre Frau lieben?
(Roger Rightwing klaubt ein kleines Bündel zusammengefalteter Blätter aus der Innentasche seiner Brioni-Jacke. Er klöppelt damit auf die Schenkel.)
RIGHTWING: Frau Barbarella….
BARBARELLA: Unsere Zeitschrift heisst Barbarella, ich bin Therese Meier.
RIGHTWING: Gut, Therese Meier. Sie wollten mich zum ersten Date mit meiner Frau befragen, stattdessen provozieren Sie nur. BARBARELLA: Sie sind doch der Berufsprovokateur. Ich habe mir die letzten Titel auf der Aufschlagseite Ihrer Zeitschrift angesehen: WARUM SCHWARZE DÜMMER ALS WEISSE, GELBE ABER KLÜGER SIND. / IST KINDERARBEIT WIRKLICH SO SCHRECKLICH? / HABEN JUDEN ZUVIEL EINFLUSS?
RIGHTWING: Sind Sie eigentlich vom “Maulwurf”? Was ist das für ein Interview? Sie können nicht …
BARBARELLA: Lieben Sie Ihre Frau?
RIGHTWING: Das geht Sie einen Scheissdreck an. Das ist ein Scheissinterview. Und Sie publizieren einen Scheiss davon, klar? Ich hetze Ihnen sonst die ganze Crew von Dark Vaders Anwälten auf den Hals.
BARBARELLA: Lieben Sie Ihre Frau?
(Rightwing hält Frau Meier die Blätter hin. Die Journalistin nimmt sie mit verdutztem Blick entgegen.)
RIGHTWING: Ich habe mir schon gedacht, dass das so herauskommt. Und deshalb habe ich Ihnen das Interview gleich mitgebracht. Das kommt so ins Blatt, sonst müssen Sie mit einer fristlosen …
BARBARELLA: Ich bin nicht die “Portugiesin-Rosa-oder-so“. Sie können mir nicht kündigen.
RIGHTWING: Es kommt so, wie ich mich interviewt habe, oder es kommt gar nicht. Sie Emanze mit Zahnhaar.
BARBARELLA: Lieben Sie ihre Frau?
RIGHTWING: Ahhrrg. (Eine Türe knallt.)
BARBARELLA: Ich wollte doch nur … (lauter) Herr Rightwing? Lieben Sie Ihre Frau?