„Sieben Antworten zu den Wahlen in Grossbritannien“ (NZZ). „Fünf Gründe für Theresa Mays Scheitern“ (SRF). „Vier Szenarien für Venezuelas Zukunft“ (Spiegel).
In vielen deutschsprachigen Medien grassiert eine neue Mode. Wieder einmal ging im deutschsprachigen Raum der Hamburger „Spiegel“ voran. Und wieder einmal äffen ihn die andern nach.
„Sechs Antworten zum EU-Gipfel“ (NZZ). „Diese sechs Knackpunkte geben zu reden“ (SRF). „Fünf Gründe, warum es ein Fehler war, den FBI-Chef zu feuern“ (Süddeutsche Zeitung). „Sieben Höhepunkte zu Trumps ersten hundert Tagen“ (NZZ). „Fünf Gründe, weshalb die ZSC Lions ausgeschieden sind“ (Aargauer Zeitung). „Sechs Antworten zur Zukunft der geteilten Insel“ (NZZ). „Fünf Gründe, warum China am Klima-Abkommen festhält“ (Frankfurter Allgemeine). „Vier Gründe, weshalb der Herbst ideal zum Joggen ist“ (Die Welt). „5 Stolpersteine lauern in Wimbledon.“ (SRF).
Man will eine Struktur in den Text bringen und so die Lesbarkeit erhöhen. Lange ineinandergeschachtelte Texte sind schwer überblickbar und schwer verständlich. Also splittet man sie auf.
Zwar gibt es wohl mehr als „sechs Antworten zum EU-Gipfel“ und mehr als „vier Szenarien für Venezuelas Zukunft“. Und auch für Theresa Mays Scheitern gibt es sicher mehr als „fünf Gründe“. Aber was soll’s! Die Journalisten haben entschieden, dass es fünf sind, also sind es fünf.
In unserer schnelllebigen Zeit mit ihrer immer grösseren Informationsflut ist es wichtig, Strukturen zu schaffen und den Leserinnen und Lesern zu helfen, die Texte zu verstehen. Das Publikum ist nicht mehr bereit, lange komplexe, vielschichtige Bandwurm-Konvolute zu lesen. Deshalb wären solche Moden eigentlich hilfreich, auch wenn sie die holzschnittartige Berichterstattung fördern.
Und dennoch. Wie immer beim Lemming-Journalismus: Wenn er allzu exzessiv zelebriert wird, wirkt er schnell lächerlich. Es gibt ja auch Journalistinnen und Journalisten, die die Texte verständlich, sauber, übersichtlich und attraktiv gliedern können, ohne die Aufzähl-Manie ausleben zu müssen.
Es gibt nicht „sechs Gründe“, weshalb dieser Journalismus-Hype beginnt, etwas läppisch zu wirken. Es gibt nur einen einzigen Grund: Er ist läppisch.