Die der Messe ist positiv: Die Messedirektorin Annette Schönholzer begrüsst, dass seit der Gründung der Art Miami Basel lateinamerikanische Sammler kommen und nun seit der Mehrheitsbeteiligung der ART Basel an der ART Hongkong auch vermehrt Interessenten aus Asien.
Die Präsentation der Galerien wurde durch die Öffnung der Stände zueinander zugänglicher. Kleine Piazzas entstanden, auf denen nicht nur die Besucher, sondern auch die ausgestellten Kunstwerke miteinander kommunizierten. Die Qualität des Ausgestellten war durchweg hochstehend. Die Verkäufe sind, so scheint es, nicht rekordverdächtig, doch zufriedenstellend. Die Bestände der zum Verkauf stehenden Klassiker ab 1900 schrumpfen, doch werden immer wieder Quellen aufgetan.
Hohe Auktionspreise
Christies meldet gerade aus London höchste Verkaufszahlen und neue Rekordpreise bei ihrer Auktion, etwa für die "Tänzerin" Paul Klees und das Bild "Im Basar" von August Macke. Picassos. Portraits dreier seiner Geliebten gingen für 20, respektive 15 und 12 Millionen Euro weg. Auch Beyelers "Büste der Francoise" erreichte mit 17 Millionen Dollar mehr als den Schätzpreis.
Die 109 Werke aus den Beständen der legendären Galerie Ernst Beyelers erzielen bei Christie’s in London insgesamt 67.451.739 Franken, die jetzt an die Fondation für die Betriebskosten des Museums gehen.
An der ART Basel hingegen waren die Verkäufe der Galerien laut Messedirektorin Annette Schönholzer "erst wieder auf der Höhe wie vor der Krise 2007". Die Besucherzahl lag mit 60'000 leicht höher als voriges Jahr.
Der schwächelnde Dollar
Der Berliner Galerist Rudolf Kicken, der vor 15 Jahren das Berliner Art Forum zusammen mit anderen gründete und ihm einige Jahre als einer der geschäftsführenden Gesellschafter vorstand, sagte: "Wir sind wie jedes Jahr mit dem Erfolg auf der Messe sehr zufrieden. Die Messe zeigte die gewohnt ausgezeichnetet Qualität mit einer hohen Sammlerdichte. Auffällig war allerdings die Abwesenheit vieler amerikanischer Sammler - vermutlich bedingt durch den zeitlichen Abstand zur Biennale in Venedig."
Oder durch den Verfall des Dollar. Da scheinen es andere Regionen einfacher zu haben. Alexis Hubshman, Gründer und Präsident der Satellitenmesse ‚Scope’ verweist auf die gleitende Umverteilung der Vermögen. "Neue Milliardäre entstehen jetzt vor allem in Asien." Die ‚Scope’ aber sah noch einen anderen Boom, der verantwortlich dafür war, dass Bestände einzelner ‚Scope’ Galerien bereits am ersten Tag ausverkauft waren. Galerien der ‚Scope’ berichteten von türkischen Besuchergruppen, die kaufend durch die Messe zogen, und dann, mit weiteren Mitgliedern später wieder kamen, die auch wieder kauften.
Kunst als Wertanlage
Der türkische Galerist Tarik Ersin Yoleri, mit seinem Stand an einer weiteren Satellitenmesse, der ‚Solo Project’, vertreten, erklärte uns dies so: Seiner Meinung nach hätten einige der die ART Basel sponsernden Banken vermögende Sammler eingeladen, um ihnen bei den Kunstkäufen zu helfen. Türkische Kunden seien für die Führung bei den Kunstkäufen besonders empfänglich, weil sie es jahrzehntelang mit einem relativ geschlossenen Kunstmarkt zu tun hatten und nur türkische Künstler kaufen konnten. Diese seien jetzt aber teuer geworden, jedoch im Ausland nicht bekannt und somit nicht verkaufbar.
Sehe man nun Kunst als Wertanlage an, was immer häufiger vorkomme, so sei es besser, sein Kunstportfolio mit den Werken ausländischer Künstler, die leichter verkäuflich sind, anzureichern. Und dabei könnten die Experten dieser Institutionen natürlich hilfreich sein. Dabei spielt sicher auch die Hoffnung mit, dass die so hofierten Kunden dann auch Gefallen daran finden, der Bank ihre Depots anzuvertrauen.
An der ‚Solo Projekt’ in der St.Jakobshalle, einer kleinen, doch hochqualitativen Messe, angesiedelt dort, wo Roger Federer siegte, zeigen die 50 Galerien, die diesmal vertreten sind. jeweils nur Werke eines einzigen Künstlers. Doch diese sind hochkarätig. Auch das Werk ‚Ruheraum mit Tränen’ des diesjährigen Biennalevertreters der Schweiz Thomas Hirschhorn ist dort vertreten. Doch auf den vornehm grauen Teppichen wandelt kaum ein Besucher. Diese Messe, obwohl in ihrem vierten Jahr, ist nahezu unbekannt.
Konkurrenz belebt das Geschäft
Auf ART Anlässen nachgefragt, weiss kaum jemand um das Bestehen dieser Messe. ‚Solo Project’ Galerist Rüdiger Voss aus Düsseldof lobt zwar das Niveau der Besucher, viele von Museen und Fondationen, die sich wirklich mit Kaufabsichten tragen. Doch es seien zu wenige. Auch Robert Morat mit Galerien in Hamburg und Berlin beklagt den Mangel an Besuchern. Interessante Kontakte sind auch von ihm gemacht worden, doch das deckt die Messekosten nicht. Der Ruf nach mehr Werbung ist allgemein, doch da scheint nicht nur das wenige, nach dem anspruchsvollem Messeauftritt, noch verfügbare Geld der Stolperstein zu sein. Offenbar gibt es da auch Restriktionen vonseiten der ART.
Ist das klug ? Hans Ulrich Obrist, Direktor der Londoner Serpentine Gallery, und immer noch "einflussreichster Mann der Kunstwelt", lobt gerade an dieser Art all die verschiedenen Archipele, die da aufeinandertreffen, sich gegenseitig befruchten, und ein Grossereignis schaffen, dem sich niemand entziehen kann. Er lobt den "Dialog der Generationen" über die klassische und zeitgenössische Moderne und die Tatsache, dass die ART neue Messen generiert hat. Dadurch seien auch Museen dazu inspiriert worden, auf diesen Zeitpunkt hin besondere Anstrengungen zu machen. "Konkurrenz belebt das Geschäft", ist eine Redensart. Bei Obrist klingt dies kunstspezifischer: ‚"to be with art is all we ask’ ist seine Devise. Und da passen doch alle rein.