In Deutschland scharren drei mögliche Kanzlerkandidaten innerhalb der SPD mit den Hufen: der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück, der Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Frank Walter Steinmeier, und der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel. Auf den ersten Blick sieht das wie ein beachtliches Personalangebot aus, de facto aber ist es erbärmlich. Peer Steinbrück hat sich mit Unterstützung des Altkanzlers Helmut Schmidt früh positioniert, aber seine besten Zeiten waren im Zusammenspiel mit Angela Merkel. Steinmeier ist ein sympathischer Mensch, aber als Kanzlerkandidat hat er bei der letzten Bundestagswahl nicht überzeugt. Und Gabriel sorgt in der SPD immer wieder für eine tolle Stimmung, aber nur eine Minderheit der SPD-Mitglieder wünscht ihn als Kanzler. Alle drei Aspiranten haben mit dem Problem zu kämpfen, dass sie auf die Euro-Politik der Kanzlerin zwar lautstark schimpfen, sich ihre sachliche Differenz zur Regierungspolitik aber eben so schwer erklären lässt wie der Unterschied zwischen evangelisch und reformiert. Auch in anderen Parteien ist die Personaldecke mehr als löchrig. Merkel steht einsam auf einem Trümmerfeld, die FDP hat personell den ersehnten Neuanfang nicht geschafft, die Grünen altern vor sich hin, und die Linke veranstaltet auf der politischen Bühne Kabarett. Ist die Politik wirklich so kleinteilig geworden, dass sie nur noch Abteilungsleiter braucht, oder haben die Abteilungsleiter die Politik so kleinteilig gemacht? (Stephan Wehowsky)