Neben Vertretern der alten Kolonialmächte Frankreich und Belgien werden auch Vertreter aus der Schweiz, Kanada, der Karibik und 31 afrikanischen Staaten erwartet. Gemeinsame Interessen sollen gefördert, der Zusammenhalt gestärkt werden. Hinter den Kulissen begleiten das Großevent in der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa aber eher Kontroversen.
Zwei Präsidenten
„Wir leben in einer Pseudo-Demokratie, in der das Regime genügend Spielraum besitzt, um die Bevölkerung zu terrorisieren.“ Das ist die innenpolitische Situation im Kongo, wenn es nach Etienne Tshisekedi von der Union for Democracy and Social geht. Der Oppositionsführer ist entsetzt angesichts der Unterstützung der Francophonie für den kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila.
Kabila werden Dutzende Menschenrechtsvergehen und Vetternwirtschaft vorgeworfen. Tshisekedi hatte angekündigt, während des Gipfels am Freitag die Stadt mit Demonstranten zu blockieren und das Weiterkommen für die Delegierten unmöglich zu machen. In Kanada ging der Exilkongolese Freddy Mwenengabo in einen Hungerstreik, um den Premierminister dazu zu bringen, den Gipfel zu boykottieren.
Im November letzten Jahres wurde Joseph Kabila erneut zum Präsidenten gewählt. Wahlbeobachter von Carter Center warnten jedoch, den Wahlen fehlte es an Glaubwürdigkeit. In Kinshasa und anderen Städten waren tagelange Unruhen ausgebrochen. Tshisekedi leugnete den Ausgang und ließ sich in einer skurrilen Zeremonie selbst zum Präsidenten vereidigen. Denis S., ein Kongolese in Südafrika, erinnert sich: „Das waren Tage der Wirren. Wir hatten zwei Präsidenten und niemand wusste, welche Wendung das Ganze nehmen würde.“
Unterstützung für den Diktator
Während es innenpolitisch am Brodeln war, hatte Kabila stets die Unterstützung der französischen Gemeinschaft genossen. Abdou Diouf, der Vorsitzende der Organisation internationale de la Francophonie (OIF), hob die „Talente und Ressourcen“ im Kongo hervor. Zyniker sagten, damit sei der Reichtum des Kongos an Koltan, Diamanten und wertvollen Mineralien gemeint. Frankreich und der ehemalige Kolonialherr Belgien sind zwar die größten Entwicklungshilfegeber, nach China aber auch die größten Abnehmer von Rohstoffen. Laut NGOs spielten Menschenrechte dabei nur eine Nebenrolle. Die Francophonie betont, Kabila habe halbwegs Stabilität in der Region geschaffen, seit 2001 sein Vater Laurent-Desiré starb und er das Amt übernahm. Im Versuch, Frieden zu schaffen, nahm Kabila immer wieder Warlords in die Regierung und das Militär auf.
Ermittlungen gegen andere Afrika-Länder
Andere Staaten verurteilt Frankreich im Gegenzug für ihre Vergehen. Gegen die Präsidentenfamilie Äquatorialguineas startete es Untersuchungen wegen Korruption und ermittelte auch gegen die vergangenen Langzeitherrscher Gabuns und der Republik Kongo. Eine Journalistin, die Gabuns Präsident Bongo jr. seit Jahrzehnten begleitet, erzählt uns im Interview: „Bongo herrscht mit seinem Klan. Deshalb forderte Francois Hollande bei seinem letzten Besuch weniger Korruption und stattdessen eine pluralistische Demokratie.“
Koloniale Kontroversen
Bis September blieb unklar, ob Frankreichs Präsident und der belgische Premier zum frankophonen Gipfel überhaupt erscheinen würden. Jemand, der gerne mit den beiden sprechen würde, ist der Direktor des kongolesischen Nationalmuseums Joseph Ibongo Gilungule. Im Vorfeld des Gipfels forderte er die Verbannung von Tim & Struppi-Figuren, die zu Hunderten in Kinshasas Touristenläden verkauft werden. Die Afrikaner aus dem Comic „Tim im Kongo“ (1930) würden als kindische Begriffsstutzige mit dicken Lippen dargestellt. „Tim und Struppi sind ein Bild des Westens und beweisen, wie viel die Kolonialmächte über unsere Werte und Kultur wussten. Die Figuren zollen dem Kongo und ganz Afrika keinen Respekt.“