Seit seiner Pensionierung als Journalist und Verlagsleiter setzte sich Karl Vögeli engagiert für die Anliegen der älteren Generationen in der Schweiz ein, zuerst als Co-Präsident des Schweizerischen Seniorenrates, dann als Präsident des Schweizerischen Verbandes für Seniorenfragen. Ende Juni gab er dieses schwierige Amt ab.
Er war immer Journalist, sogar während des Germanistikstudiums an der Universität Zürich. Beim «Zürcher Oberländer» erhielt er einen unterschriebenen Anstellungsvertrag, doch der Eigentümer machte diesen rückgängig. Er mochte keinen Katholiken in seiner Redaktion sehen. So kam Karl Vögeli durch Vermittlung des enttäuschten Chefredaktors zur Schweizerischen Depeschenagentur.
In Bern beim «Blick»
Von da an musste er sich nie mehr um einen Job bewerben. Er wurde immer angefragt, angefangen beim Berner Tagblatt, das später «Berner Zeitung» heissen sollte. Der Zürcher hatte keine Ahnung vom Berner Lokalkolorit, aber er hatte die gute Idee, sich beim legendären Berner Stadtpräsidenten Reynold Tschäppät zu melden. Das Interview dauerte drei Stunden und endete mit Tschäppäts Aufforderung, der junge Journalist möge sich jederzeit an ihn wenden, wenn er eine Frage habe.
Vögeli blieb zunächst in Bern. Ringier holte den Journalisten zum Blick. Vögeli sollte im Bundeshaus nach der Ära von Hans Fleig wieder für guten Wind für Blick im Parlament sorgen. Damals schuf sich Karl Vögeli das Netzwerk im Bundeshaus, das ihm später zugute kommen sollte, nicht zuletzt in der Tätigkeit für den Seniorenrat. Eines Tages meldete sich dann Pierre Arnold, der allmächtige Migros-Chef bei Vögeli. Er bot ihm die Chefredaktion der in ein neuartiges Boulevardblatt umfunktionierten Traditionszeitung «Tat» an. Roger Schawinski, der erste Chefredaktor, war seit einiger Zeit bereits weg, und die führungslose Redaktion funktionierte eher chaotisch.
Beim «Brückenbauer» und der Coop-Presse
Als Vögeli kam, «der Blick-Mann», streikte die Belegschaft, was Pierre Arnold nicht akzeptieren konnte. Er präsentierte ein Ultimatum – entweder kämen die Redaktionsmitglieder am nächsten Tag zurück oder er stelle die Zeitung ein. Was er auch prompt tat, nachdem der Streik nicht abgebrochen wurde. «Ich war 24 Stunden lang Chefredaktor der Tat», erinnert sich Karl Vögeli lachend. Stattdessen bot ihm Arnold das Migros-Magazin an, das damals noch «Brückenbauer» hiess.
Nach einigen Jahren kam das nächste Angebot aus Basel, vom anderen Grossverrteiler mit einer vielfältigen auflagenstarken Presse – Vögeli wurde Leiter der Coop-Presse, eine Aufgabe, die ihm viele Jahre bis zur Pensionierung grosse Freude bereitete und reichlich Gestaltungsmöglichkeiten bot.
Nach der Pensionierung kamen Stiftungen wie die Oertli-Stiftung, bei der Vögeli laut den Statuten Ende Jahr ausscheiden muss, weil er dann bereits seinen 80. Geburtstag gefeiert haben wird. Ein Alter, das man beim reiselustigen, aktiven Mann nur am ergrauten Haarschopf entdecken kann. Das erste Engagement für die Älteren fand sich in der Romandie bei der Monatszeitschrift «Générations».
Auch im Militär blieb Vögeli dem Journalismus treu. Er arbeitete im Truppeninformationsdienst (TID) und beendete seine Karriere als Chef TID der Luftwaffe. Die militärische Karriere beendete er als Oberst.
Freundschaft mit Couchepin
Vögeli besuchte das Gymnasium im Internat des Klosters Einsiedeln, wo er kürzlich das Jubiläum von 60 Jahren seit der Matura feiern konnte. Das Internat hatte ihm und anderen ermöglicht, die 4. und 5. Klasse im Internat der Walliser Klosterschule St-Maurice zu absolvieren, um intensiver Französisch zu lernen. In Vögelis Klasse befand sich ein Mitschüler namens Pascal Couchepin, mit dem ihn bis heute eine gute Freundschaft verbindet. Die beiden warfen sich spasseshalber jeweils vor, in der falschen Partei zu sein – Vögeli wurde wie schon sein Vater Mitglied in der CVP. Während seiner Basler Zeit, als er in Bottmingen wohnte, war er dort sogar Sektionspräsident.
Doch kürzlich ist Karl Vögeli aus dieser Partei ausgetreten, nach Diskussionen mit dem Parteipräsidenten Gerhard Pfister. Vögeli goutierte den Namenswechsel zur Mitte nicht. Der Verlust des C setzte seiner langjährigen Mitgliedschaft ein Ende.
Im Präsidium des Seniorenrates
Mit vollem Engagement übernahm Karl Vögeli vor 13 Jahren das Präsidium des Seniorenrates. Ein schwieriges Amt, denn der Rat zerfiel schon immer in eine bürgerliche und eine linke Fraktion. Gemeinsame Beschlüsse arteten oft in zermürbende Diskussionen aus, was der Durchsetzung der berechtigten Anliegen der Seniorinnen und Senioren nicht gerade zuträglich war. «Ich verstand Bundesrätin Ruth Dreifuss, als sie verlangte, wir sollten uns erst einigen und dann mit unseren Vorschlägen zu ihr kommen», sagt Vögeli.
Es gelang selten, sich zu einigen, aber es gab doch viele gute Momente. «Ich gehe nicht mit einem Blick zurück im Zorn», betont Vögeli. «Es ist einfach Zeit, einer frischen Kraft den Weg zu überlassen.» Sein Nachfolger ist der ehemalige Berner SVP-Nationalrat Rudolf Joder, dem Vögeli vertrauensvoll Glück wünscht.
Anliegen gibt es genug, die trotz guten Gesprächen auf vielen Bundesämtern noch unerledigt sind. Vor allem das flexible Rentenalter liegt Vögeli am Herzen, damit ältere Arbeitnehmende so lange tätig sein können, wie sie sich fit fühlen, oder so früh gehen können, wie ihre Gesundheit es erfordert. Vor allem das längere Wirken ist ihm ein Anliegen, wie er es bei sich selber erlebt. Sorgenvoll betrachtet er die Abbaupläne der SBB und der Post, ebenso wie die Probleme um die Gesundheitsfragen. Es darf gewettet werden, dass Karl Vögeli im nächsten Jahr sein Engagement so verteilen kann, dass es ihm Spass macht. Und dem Lande nützt.