Ein Leitmotiv hellenistisch-römischer Stadtschöpfungen, die Kolonnadenstrasse, war da zu stupender Pracht gesteigert: 1100 m ist sie lang, ein Bindestrich zwischen dem grandiosen Tempel des Baal und einem Grabtempel, Teil einer Nekropole mit Grabtürmen, Grabkapellen und Felsengräbern. Beiderseits der Strasse aufgereiht sind Tempel, Theater, Thermen und Tavernen, Märkte, Läden und Plätze. Ein märchenhafter Mischmasch babylonischer, aramäischer, phönikischer, parthischer und arabischer Götter prägte Kult, Architektur und Bauornamentik. Karawanenhandel mit Luxusgütern begründete Palmyras Reichtum; es verstand sich aufs Abzocken mit Steuern und Zöllen. Nach der Annexion Syriens durch Rom im Jahr 63 v. Ch. fieberte es in einem Bauboom, und in Rom wimmelte es bald von Syrern, sodass Juvenal spottete, neuerdings münde der Orontes in den Tiber. Übermut und Rebellion der Palmyrenerin Zenobia stürzten aber zuletzt die Stadt vom Glanz ins Elend; Kaiser Aurelian plünderte und zerstörte Palmyra 272. Meteorisch hatte das Palmyrenische Reich aufgeleuchtet, wie ein Meteor erlosch es; das vordem weltstädtische Palmyra verglomm in der Provinzialität einer römischen Garnisonsstadt am arabischen Limes. Seine Ruinen kamen 1980 zu Welterbe-Würde und -Schutz. Im Bürgerkrieg hat aber jetzt die Antikenverwaltung keinen Biss mehr, Palmyra ist ein Paradies für Raubgräber und Diebe. Bei Besuchen in neuerer Zeit war die Präsenz der syrischen Armee in Palmyra stets offenkundig; sie besetzte zeitweilig die Mameluckenburg (im Bild oben rechts) als Ausguck und Bollwerk. Auch jetzt hat sie sich dort wieder verschanzt: Asads Soldaten feuern dem Vernehmen nach aus der Burg auf alles, was sich zwischen den Ruinen bewegt. Und zum Spass auch mal auf ein Kapitell, eine Säule, einen Tempel...
Jahr der Aufnahme: 1997 (Copyright Georg Gerster/Keystone)