Es heisst VBS, das Eidgenössische Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport. Das VBS und sein Vorsteher, SVP-Bundesrat Ueli Maurer, finden in den Medien vor allem in Zusammenhang mit militärischen Themen Aufmerksamkeit. Per 2016 wird das Budget der Schweizer Armee um 300 Millionen Franken auf 4,7 Milliarden und später auf fünf Milliarden Franken erhöht. Kein anderes Land in Europa hat auch nur annähernd so viele Soldaten pro Kopf der Bevölkerung wie die Schweiz. Unsere Armee ist fast halb so gross wie diejenige Deutschlands, obwohl die bewohnbare (und mit Panzern befahrbare) Fläche nicht mal so gross ist wie das Bundesland Baden-Württemberg.
Sportförderungsgesetz faktisch aufgehoben
Nun ist das VBS auch verantwortlich für die sportliche Ertüchtigung in unserem Land. Dafür zuständig ist das Baspo, das Bundesamt für Sport. Und Teil des Baspo ist das Sportförderungsprogramm Jugend+Sport mit über 800'000 Teilnehmenden im Jahr 2014. Das J+S-Jahresbudget beläuft sich auf 80 Millionen Franken und wurde in dieser Höhe zuletzt Ende 2014 für das laufende Jahr verabschiedet. Am 10. März informierte nun das Baspo, dass die J+S-Beiträge per 1. August um 25 Prozent gesenkt werden. In einem Bereich, in dem lange im Voraus reserviert, gebucht, organisiert werden muss, wird mit einer Vorlaufzeit von vier Monaten mitgeteilt, dass ein Viertel der Gelder gestrichen wird.
Grund gemäss offizieller Baspo-Mitteilung: Das J+S Programm sei Opfer seines eigenen Erfolgs geworden, denn es habe eine weit grössere Nachfrage gegeben als angenommen. Man bewege sich nach der Kürzung budgetmässig wieder auf dem Niveau von 2011. Faktisch bedeutet dies nichts anderes, als dass damit das neue Sportförderungsgesetz vom Oktober 2012 schon wieder aufgelöst wird. Denn dort wurde die Formel definiert: «mehr Sport = mehr Geld». Ergänzt freilich mit der weisen Prämisse «Regelmässige Überprüfung der Ansätze zur Erhaltung des Budgetrahmens».
Eigentlich wollte das Baspo die Kürzungen schon auf den 1. Januar 2015 einführen und hatte die Kantone im November entsprechend informiert. Das Parlament entschied dann aber, das Budget einstweilen bei den 80 Millionen Franken zu belassen. Am 25. März genehmigte der Bundesrat einen Nachtragskredit von 12 Millionen Franken, um den voraussichtlichen Fehlbetrag für 2014 und 2015 gemäss Baspo-Berechnungen zu decken. Das Parlament wird im Juni darüber befinden. Aber das Baspo kürzt das Budget trotzdem, um dann ab August keinen Fehlbetrag mehr zu riskieren.
Dämpfende Wirkung bei Jugend+Sport erwünscht
Im Regen stehen gelassen werden nun vor allem Kinder- und Jugendverbände. Allein die Pfadi- und Jungwachtorganisationen listen bei 300 Lagern über 9’300 Kinder auf, die von der massiven Budgetkürzung direkt betroffen seien. Und das in einem Bereich, wo jedes Jahr durch Jugendliche und junge Erwachsene über 15 Millionen Stunden Freizeit aufgewendet werden.
Der Luzerner CVP-Ständerat Konrad Graber hat am 17. März ein Postulat eingereicht und verlangt, dass die Kürzung rückgängig gemacht wird. Er befürchtet freilich in erster Linie, dass nun möglichst alle Anlässe bis Ende Juli noch reingedrückt werden, um nicht von der Kürzung betroffen zu werden. Und er verlangt vor allem, dass die Kürzungen so angepasst werden, dass sie «eine dämpfende Wirkung erzielen». Immerhin schreibt Ständerat Graber am Schluss seines Postulats: «Es wäre ausserordentlich zu bedauern, wenn die bewährten J+S-Programme durch ein bis heute wenig nachvollziehbares Vorgehen Schaden erleiden. Die für den Breitensport so eminent wichtige ehrenamtliche Arbeit würde noch mehr strapaziert als dies bereits heute der Fall ist.» Das Postulat wurde von gerade mal zehn Ratskolleginnen und -kollegen mitunterzeichnet und ist noch nicht behandelt worden.
Es spielt eigentlich gar keine Rolle, wie diese Geschichte nun weitergeht. Sie ist schon jetzt in höchstem Grad peinlich. Für die beste, respektive grösste Armee der Welt werden 300 Millionen Budgeterhöhung durchgewinkt und weitere 300 Millionen hinterhergeworfen. Denn unser Land braucht angeblich mindestens 100'000 Soldaten. So steht’s im neuesten Positionspapier der Schweizerischen Offiziersgesellschaft (SOG), das Mitte März verabschiedet worden ist. Dafür werden im selben Departement in der Abteilung Sport wegen lumpiger zwölf oder meinetwegen zwanzig Milliönchen die vom Bund finanziell geförderten Jugendorganisationen in ernste Schwierigkeiten gebracht. Die friedliche, konstruktive und sinnvolle Tätigkeit Zehntausender von Kindern und Jugendlichen wird torpediert, und das Engagement Tausender von freiwilligen Helferinnen und Helfern mit Füssen getreten.