Es beginnt schon beim Namen. Die Briten nennen sie Falklands, für die Argentinier sind sie die Malvinas. Lieb und teuer sind sie den einen wie den anderen - erst recht seit britische und US-amerikanische Firmen bei Probebohrungen in den Gewässern der Region auf Erdölvorkommen gestossen sind. Und beide beharren seit ewigen Zeiten darauf, wohlbegründete Ansprüche auf die rund 200 kargen Inseln und Inselchen zu haben, die etwa 400 Kilometer östlich von Südargentinien liegen und die bis zur Ankunft europäischer Siedler im 18. Jahrhundert unbewohnt waren.
Die Uno soll es richten
Auslöser der jüngsten diplomatischen Scharmützel zwischen Grossbritannien und Argentinien war die Entsendung des britischen Zerstörers HMS Dauntless zu den Inseln. Die Argentinier sehen darin eine „militärische Eskalation“. Darüber hinaus fühlen sie sich provoziert, weil Prinz Williams zurzeit als Helikopterpilot auf den Insel Dienst leistet. Britischen Medienberichten zufolge soll Grossbritannien ausserdem ein mit Atomwaffen bestücktes U-Boot in die Region verlegt haben. London hat dies bisher weder bestritten noch bestätigt. Im Vertrag von Tlatelolco hatten die Staaten Lateinamerikas und der Karibik 1969 die Stationierung von Kernwaffen in der Region verboten.
Die Regierung in Buenos Aires reagierte mit einer Beschwerde beim UN-Sicherheitsrat auf die britische „Militarisierung des Südatlantiks“ und forderte zum wiederholten Mal Verhandlungen über die Souveränität der Inselgruppe. Die Vereinten Nationen boten ihre Vermittlerdienste an, stiessen aber bei den Briten, die die Militarisierungsvorwürfe als absurd bezeichneten, bisher genauso auf taube Ohren wie die Argentinier mit allen ihren Forderungen zuvor.
Briten pochen auf Selbstbestimmung
„Es gibt nicht die geringsten Zweifel an unserem Souveränitätsanspruch auf die Falklands“, betonte ein Sprecher des Aussenministeriums in London. Und damit gibt es nach britischem Verständnis auch nichts zu verhandeln. Umso weniger, als die rund 3000 Inselbewohner, die so genannten Kelpers, bei Grossbritannien bleiben wollen. Sie stammen beinahe ausschliesslich von Einwanderern aus Nordengland und Schottland ab und fühlen sich in keiner Weise mit Argentinien verbunden. Für London ist das Selbstbestimmungsrecht eine unverzichtbare Voraussetzung für die Übertragung der Souveränitätsrechte.
Von lauen Besitzansprüchen…
Die Falklandinseln sind seit dem 19. Jahrhundert Gegenstand von Territorialkonflikten, anfänglich zwischen Grossbritannien und Spanien, danach und bis heute zwischen dem Vereinigten Königreich und Argentinien. Grossbritannien besetzte die Inseln 1833, installierte einen Flottenstützpunkt und richtete eine Kolonialverwaltung ein. Argentinien sah sich jedoch als alleinige Rechtsnachfolgerin des früheren spanischen Vizekönigreichs am Rio de la Plata an und leitete daraus den Besitzanspruch auf die Inselgruppe ab.
Lange Zeit vertrat Buenos Aires seine Position eher passiv. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg drängte Argentinien immer vehementer auf die sofortige und unbeschränkte Souveränität über die Inseln im Südatlantik. Nachdem die UN-Vollversammlung sie in einer Resolution dazu aufgefordert hatte, begannen Grossbritannien und Argentinien 1965 zu verhandeln. Jahre lang, ohne dass es zu einer Einigung gekommen wäre.
… zum Krieg
Dann übernahmen 1976 die Generäle die Macht in Argentinien. Und die wussten im Frühjahr 1982 nichts Besseres, um von ihrem Versagen in der Innen- und Wirtschaftspolitik abzulenken, als die Falklandinseln zu besetzen. Doch nur sieben Wochen später eroberte Grossbritannien sie zurück. Bei den erbitterten Gefechten starben mehr als 1000 Menschen. Die Niederlage leitete das Ende der Militärdiktatur ein: 1983 kehrte das Land zur Demokratie zur. Auch heute noch sind schätzungsweise 1700 Soldaten auf den Inseln stationiert und demonstrieren Grossbritanniens Bereitschaft, „die Sicherheit der Falklands“ zu schützen.
Einig über alle Parteigrenzen hinweg
All dessen ungeachtet erneuern die Regierungen in Buenos Aires Jahr für Jahr ihre Ansprüche auf die Inseln. Und sie wissen die überwältigende Mehrheit des Volkes hinter sich. Nicht nur die peronistische Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner und ihre Gefolgsleute, sondern auch die Oppositionsparteien lassen keine Gelegenheit ungenutzt, das Recht ihres Landes auf die uneingeschränkte Souveränität über die Malvinas zu deklarieren und das „Säbelrasseln“ der Briten zu geisseln.
Aber auch mehrere Staatschefs aus der Region zeigen sich solidarisch mit Argentinien. Der ecuadorianische Präsident Rafael Correa machte darauf aufmerksam, dass Grossbritannien bereits 40 UN-Resolutionen zu den Inseln ignorierte. Nach seinen Worten sind die Malvinas der „brutalste Schoss des Kolonialismus in Lateinamerika“.
Neue Strategie gefragt
Es sind allerdings auch vereinzelte weniger nationalistisch geprägte Stimmen zu hören. Sie stellen zwar Argentiniens Souveränitätsansprüche nicht in Frage, zweifeln aber daran, dass der Versuch der Regierung, Grossbritannien mit politischem und wirtschaftlichem Druck an den Verhandlungstisch zu zwingen, von Erfolg gekrönt sein werde. Sie weisen zudem darauf hin, dass die Argentinier sich bisher herzlich wenig um das Wohl der Inselbewohner gekümmert haben. Solange Argentinien jedoch nicht willens und fähig ist, den Rechten und Interessen der Kelpers Rechnung zu tragen, ist eine friedliche Lösung im Konflikt um die Inseln der Feindseligkeit undenkbar.