Vor ein paar Tagen fand in Argentinien die präsidiale Amtsübergabe statt. Der glücklos agierende Mauricio Macri hat die Wiederwahl verpasst. Es übernimmt für die nächsten vier Jahre Alberto Fernández. Er gilt als gemässigter Linksperonist – und da fangen die Probleme schon an. Denn: Was ist ein Peronist und was ein gemässigter Linksperonist?
Vieldeutiger Peronismus
Es gibt unter den schwer zu definierenden politischen Parteien oder Bewegungen Lateinamerikas nichts Vieldeutigeres als den argentinischen Peronismus. Sein Erfinder und erster Anwender, Juan Perón, war ein geschmeidiger Stratege und Opportunist, ein Weltmeister im Anpassen seiner Überzeugungen an die jeweiligen Bedürfnissen und Stimmungen im Land.
Seine Nachfolger haben ein Übriges getan, um den Begriff Peronismus vollends zu verunklären. Von Linkspopulismus, glühendem Nationalismus und sogar von neoliberalistischen Tendenzen war die Bewegung seit dem Ende der Militärdiktatur geprägt – ein Wechselbad, das dem Land regelmässig die schlimmsten Krisen bescherte.
Korrupte Strippenzieherin im Nacken
Der neue Mann startet unter düsteren Bedingungen und ist nicht zu beneiden. Die potentiellen Investoren investieren nicht, die Sparer verstecken ihr Geld lieber unter der Matratze, als es den Banken anzuvertrauen, die Inflation ist nicht zu stoppen und der Peso auf Tiefkurs. Millionen leben in Armut, das Land ist extrem verschuldet, und weil es den Schuldendienst nicht mehr bedienen kann, droht der Staatsbankrott.
Niemand vermag zu sagen, wie der neue Präsident aus dieser katastrophalen Situation herauskommen soll. Erschwerend wird sich die Tatsache auswirken, dass ihm als politische Strippenzieherin Ex-Präsidentin Cristina Kirchner im Nacken sitzt. Sie, auch eine Peronistin, gegen die wegen Korruptionsverdacht verschiedene Verfahren hängig sind, hat die Kandidatur von Fernández unterstützt und dem Parteigenossen zum Sieg verholfen. Niemand zweifelt daran, dass sie aus dem Hintergrund mitregieren will und wird.