«Wissen Sie, die Regeln müssen eingehalten werden. Und solange wir von oben nichts anderes erfahren, müssen wir diese umsetzen.» Mit diesen Worten wendet sich die Dame in der blauen Uniform schulterzuckend und mit gewissenhafter Miene dem nächsten parkierten Auto zu.
Wir befinden uns in Zürich in einem Wohnviertel. Es ist Mittwoch, 13.30 Uhr. Wer kann, arbeitet im Home Office. Wer muss, bewegt sich nach Möglichkeit im eigenen Auto und nicht in den öffentlichen Verkehrsmitteln, zumal deren Betrieb sowieso laufend reduziert wird. Und wer bisher meist am frühen Vormittag zur Arbeit gefahren und erst am Abend zurückgekehrt ist, der lässt nun sein Auto eben in der blauen Zone stehen. Und manch einer hat keine Dauerparkkarte.
Wir lassen euch nicht im Stich
Vor allem aber stehen zehntausende von Kleinunternehmern, Selbständige vor dem baldigen Ruin, sofern die aktuelle Krise nicht in wenigen Wochen vorbei ist. In den Medien spricht uns der Bundesrat Mut zu: «Wir lassen Euch nicht im Stich.» Von finanzieller Unterstützung ist die Rede, von unbürokratischer Hilfe.
Das alles kümmert die Stadt Zürich nicht (wie ist’s in anderen Städten?). 2018 beliefen sich die Einnahmen durch Ordnungsbussen allein in der Stadt Zürich auf über 59 Millionen Franken. 461’115 Parkbussen wurden ausgestellt. Freilich bedauerte das zuständige Sicherheitsdepartement, dass die Einnahmen um 2,6 Mio. Franken tiefer ausgefallen waren als im Vorjahr. Die Zahlen von 2019 liegen noch nicht vor.
Das Auto gerade jetzt verkaufen?
Ich antizipiere mögliche Leserkommentare: «Wer sich ein Auto leisten kann, der muss eben auch Parkbussen bezahlen können.» Korrekt. Oder: «In der Stadt reicht das Velo. Autos zerstören unser Klima.» Durchaus. Freilich gibt es auch Menschen, die aufs Auto angewiesen sind, Aus zig Gründen. Und es ist nun eben nicht der ideale Zeitpunkt, das Auto mal so eben zu verkaufen. Niemand kauft zurzeit ein Auto. Wir sind in einer absoluten Notsituation.
Wenn die Stadt Zürich tatsächlich die gegenwärtige Notlage schamlos ausnützt und weiter Parkbussen ausstellt in Wohnquartieren – eigentlich egal wo, sofern es sich um markierte Parkzonen handelt —, dann wäre dies an sich ein Grund, dagegen zu demonstrieren.
Aber das geht ja nicht. Denn Personengruppen mit mehr als 15 Menschen sind zurzeit verboten.