Werchojansk hat 1300 Einwohner und liegt 4600 Kilometer östlich von Moskau. Zusammen mit dem benachbarten Oimjakon ist das Städtchen der kälteste bewohnte Ort der Welt: der Kältepol. Am 5. und 7. Februar 1892 wurden offiziell minus 67,8 Grad gemessen.
Jetzt, am 20. Juni 2020, stieg das Thermometer, wie jetzt bekannt, auf plus 38 Grad – ein Wärmerekord nördlich des Polarkreises.
Die Temperaturschwankungen in Werchojansk sind enorm. Anatolij Perfiljew führt dort eine Wetterstation. Auch im Winter könne es sehr warm werden und dann plötzlich am nächsten Tag eisig kalt. Wetterprognosen zu stellen sei hier unmöglich, erklärt Ljubov Perfiljew, die Frau des Leiters der Wetterstation, gegenüber der italienischen Zeitung «La Repubblica». Es gebe abrupte Kälte- und Hitzewellen sowohl im Sommer als auch im Winter. «Der Klimawandel ist hier mit Händen zu greifen.»
«Wir Sibirer sind an diese Schwüle nicht gewöhnt», erklärt Ljubov Perfiljewa. «Nach der ersten Begeisterung über die ungewöhnliche Wärme leiden wir darunter. Nur die Kinder freuen sich, weil sie im Fluss baden und sich sonnen können.»
Die Hitzewelle bringe längere Dürreperioden, Waldbrände, extreme Regenfälle und Überschwemmungen. Das Auftauen des Permafrostes setze grosse Mengen Kohlendioxid frei.
Der nicht-bewohnte Kältepol der Erde liegt in der Antarktis. Dort wurden am 21. Juli 1983 bei der sowjetischen Wostok-Forschungsstation minus 89,2 Grad gemessen – der bisher tiefste meteorologisch bestimmte Wert. Dieser wurde von WMO, der Weltorganisation für Meteorologie, bestätigt. Per Satellit wurde am 23. Juli 2004 nordwestlich der Wostok-Station eine Bodentemperatur von minus -98,6 Grad registriert. Dieser Wert wird von der WMO nicht anerkannt.
(J21)