In der kurzen Zeit des Nachdenkens in der Mitte des Tornados wurden mir die drei Dimensionen meiner Probleme bewusst.
Erstens war da die juristische Frage, die war einfach, klar und leicht zu beantworten: Ich habe nichts Böses gedacht und nichts Böses getan.
Zweitens war da die Historie meiner Fehlentscheide. Darüber wurde sehr viel gelogen und verzerrt. Ich bin mit mir im Reinen. Ich habe nie gelogen und beschwöre bei meiner Ehre die von mir dargelegten Fakten.
Drittens - und das zählte am Ende - erkannte ich Ihre - liebe Mitbürger - subjektive Sicht auf die Geschehnisse und die physische Unmöglichkeit, hier meine Wahrheit einzubringen. Meine Unschuld ist nicht beweisbar. Weder durch mich noch durch andere. Wenn ich als Präsident der Nationalbank vor Ihnen stehe, werden - was immer ich sage - einige von Ihnen sich immerzu fragen, ob es sein könnte, dass ich lüge. Vielleicht wären das nur Wenige, vielleicht aber die Hälfte von Ihnen.
Das ist für mich und für mein Amt nicht akzeptabel und deshalb stelle ich jetzt mein Amt zur Verfügung.
Trotz ihrer Gegensätzlichkeit - hier der von Kompetenz strotzende und auf seine innere Würde bedachte, dort der leere Popanz. Hier der Tatmensch, dort der Profiteur - sind die Abgänge der beiden grossen Würdenträger miteinander verknüpft.
Nachdem Hildebrand in Würde gegangen ist, wird Wulff Tage später von den entfesselten Töchtern der Nacht aus dem Palast des Tartarus unversehens in Fetzen gerissen werden.
„Die losgebundenen Furien der Wuth ruft keines Herrschers Stimme mehr zurück.“ Auch nicht das Himmelsgeflüster der Angela.
Hildebrand hat mit seiner fulminanten Rücktrittsrede die eigentliche Schweiz - senza SVP, versteht sich - berührt und er ist als Ehrenmann aus der Affäre und seinem Amt herausgekommen. Seine Riesenkarriere hingegen ist versifft.
Allerdings hat er sich in seinem Gedankengang geirrt. Die Dokumente zeigen finanzielle und epistemologische Irrwege und groteske Selbsttäuschungen, die erklär- und verzeihbar gewesen wären. Das jedoch hat er selber nicht verstanden und es deshalb nicht darzulegen versucht. Die Zeit dazu hätte er gehabt. Aber er ist in seinem Gedankengebäude in den falschen Flügel geraten. Es ist ein Jammer. Er hat sich wohl auch darin getäuscht, dass er am Schluss nicht mehr der eigentliche Herr seines Schicksals gewesen ist.