Ich treffe jemanden auf der Strasse und weiss nicht mehr, wie die Person heisst. „Bonjour Madame, bonjour Monsieur, bonjour Mademoiselle“, sagen Westschweizer und Franzosen.
Oder: „Hello Sir, hello Madame“. Oder : „Buongiorno, signora, buongiorno, signore, buongirono, signorina“.
Und wie sagen die Deutschen: „Guten Tag, die Dame“, „guten Tag, mein Herr“. Klingt nach Bismarck oder k. & k.
„Guten Tag Frau“? „Guten Abend, Herr“. Gibt es nicht. Das Deutsche ist wohl eine der einzigen Sprachen, die das unpersönliche „Herr“ und „Frau“ nicht als eigenständige Anrede kennt.
Im Italienischen werden Leute mit ihrer Berufsbezeichnung angesprochen. „Buongiorno raggioniere“, buonasera avoccato“. Guten Tag, Anwalt, guten Tag, Buchhalter“. Gibt es bei uns nicht.
Wie sagt man in deutschen Landen im Restaurant? Hallo, Bedienung“, klingt arrogant. „Bitte, Herr Ober…“, „Hallo, Frau Kellnerin“. Na ja. Der „Ober Ober“ ist ja oft ein auf Hartz 4 gesetzter Schulabgänger.
Und in der deutschen Schweiz?
„Grüezi wohl, hallo, na, wie geht’s, schon lange nicht mehr gesehen“. Damit umschifft man die Peinlichkeit des vergessenen Namens.
Wie verhalte ich mich im Restaurant? „ „Hallo, Sie“ klingt bäuerisch, „garçon“ klingt aufgesetzt. „Bitte, service“ klingt unerzogen. „Hey, Chef“ klingt nach Südkurve.
Vielleicht sollten wir auch hier einen Anglizismus einführen. „Waiter!“ ist kurz und gut.
Früher gab es das diskriminierende „Fräulein“. „Bitte Fröilein, noch ein Bier“. Oder: „Sie, Fröilein, zahlen“.
Wie sagt man heute: „Hallo, Entschuldigung, noch ein Bier“. Oder: „Sie, bitte, ich möchte zahlen“.
Die meisten Servierer oder Serviererinnen werden heute mit „Entschuldigung“ oder mit „Sie, bitte“ angesprochen. „Ich heisse nicht Frau Huber“, sagt eine Kellnerin, „mein Name ist ‚Enschuldigung“ oder ‚Sie, bitte‘“.
Das schweizerische Berufsbildungsgesetz vom Jahr 2004 hat uns weitergeholfen. Dort wurden neue, offizielle Berufsbezeichnungen eingeführt. Die einstige Serviertocher heisst jetzt offiziell „Restaurationsfachfrau“.
„Hallo, Restaurationsfachfrau, noch ein Bier bitte“.