Jede Medienmitteilung der Post ist sprachlich eine Zaubernummer. Noch die traurigste Nachricht erreicht uns als Frohbotschaft. Nichts ist Hexerei, alles nur Vertrauen in die Geschwindigkeit. Die Post setzt auf unsere Gewohnheit des schnellen Lesens, bei dem das Erfreuliche hängen bleibt und das Unerfreuliche überblendet.
Teuflisch raffiniert
„In den kommenden Jahren“, steht in einer der jüngsten Mitteilungen, „wird die laufende Entwicklung der Zugangsmöglichkeiten weitergeführt. Die Post zielt dabei bis 2020 von heute 3700 auf mindestens 4000 Zugangsmöglichkeiten.“ Uns hüpft das Herz. Ausbau statt Abbau, den wir der Post empört immer wieder vorwarfen.
Wer allerdings dem Text etwas mehr Zeit widmet, zögert mit dem Lob. Denn der Gelbe Riese verspricht bloss, auf „4000 Zugangsmöglichkeiten“ zu „zielen“. Das ist teuflisch raffiniert gesagt. „Zielen“ heisst noch lange nicht, präzis zu treffen. Und trifft die Post tatsächlich, dann sind die „Zugangsmöglichkeiten“ allesamt weg. Doch die Post hat ihr Ziel, schöne Illusionen zu wecken, erreicht. Der Schlag der Wirklichkeit trifft die schnellen Leser.
Vollendet verbrämt
Den Pöstlerinnen und Pöstlern sei deshalb nachdrücklich geraten, den Schluss der Mitteilung sehr bedächtig zu lesen und nach der Zusicherung, „Es ist das erklärte Ziel, Entlassungen auch weiterhin zu vermeiden“, keine Freudensprünge zu vollführen. Es lohnt sich, mit der konzentrierten Lektüre bis zur letzten Zeile durchzuhalten:
„Die Post nimmt ihre Sozialverantwortung wahr und sucht für die betroffenen Mitarbeitenden nach passenden Lösungen. Den Dialog mit den Sozialpartnern wird die Post wie gewohnt aktiv führen.“ Päng. Da kündet sich, vollendet verbrämt, Unheil an.
Die Medienmitteilung unter dem Titel „Die Post entwickelt das Netz der Zukunft“ ist ein Lehrstück für die magische Kunst, halbleere Gläser in randvolle zu verwandeln.