Die Verantwortlichen rechnen damit, dass das Schiff erst im September abgeschleppt wird, und zwar entweder in den kleinen Hafen von Piombino oder in den nördlich gelegenen Hafen von Livorno.
Die Bergung des Wracks war ursprünglich für dieses Frühjahr vorgesehen. 430 Personen aus 19 Ländern arbeiten rund um das Schiff. Die Costa Concordia, an deren Bord sich während des Unglücks 4200 Personen aufhielten, befindet sich noch immer in der gleichen Position wie vor einem Jahr.
An den Gedenkfeiern am Sonntag nahmen auch zahlreiche Überlebende teil. Eine Tafel wurde enthüllt, auf der die Namen der Opfer eingraviert sind.
450 Millionen Euro
Die Kosten der Bergung waren anfänglich auf 300 bis 350 Millionen Euro veranschlagt worden. Am Samstag erklärte nun ein Ingenieur, es würde sicher 100 Millionen mehr sein. Das Riesenschiff selbst hatte ebenso viel gekostet, wie die jetzige Bergungsaktion verschlingt.
Das Gerät, das jetzt eingesetzt wird, um das Schiff aufzurichten, besteht aus 30'000 Tonnen Stahl – vier Mal so viel wie der Eiffelturm. 150 italienische Zulieferfirmen liefern Material, um das Wrack in eine senkrechte Position zu bringen – unter anderem auch die Firma „Fincantieri“, die die Costa Concordia gebaut hatte. Vorgesehen ist, dass rund um das Wrack riesige Plattformen mit je einem Kran gebaut werden. Das Meer ist an der Unglücksstelle, 20 Meter tief.
Cretino, Schettino
Der Prozess um Francesco Schettino, den Kapitän des Schiffes, soll im März oder April in Grosseto beginnen. Er hatte den vorgeschriebenen Kurs verlassen und wollte das Schiff nahe an der Insel Giglio vorbeisteuern, um „die Inselbewohner grüssen zu können“. Während der Rettungsaktion machte er eine erbärmliche Figur. Sein Name ist in Italien längst zu einem Schimpfwort geworden. Statt „cretino“ (Dummkopf, Idiot, Trottel) sagen viele Italiener jetzt „schettino“.