Viele alte schweizerdeutsche Ausdrücke verschwinden. Dieser nicht. „Gäll, mir bruched das Wort vill?“
„Gäll“ ist in aller Munde. Doch was ist das für ein seltsames Wort? „Gäll“ bekräftigt oft eine Vermutung oder Behauptung.
„Gäll“, er hät s Exame bestande?
Die Bedeutung ist klar: „Gäll“ ist ein Synonym für „nicht wahr“ und verlangt eine positive oder negative Bestätigung.
„Gäll“, mir gsend öis hüt zabig?
Ja, klar, gsemer öis.
Nei, ich ha hüt kei Zyt.
„Gäll“ kann auch eine andere Funktion haben. Es soll ausdrücklich darauf hinweisen, dass man recht gehabt hat.
Gäll, ich ha dir gseit, dass es so nöd gaht.
„Gäll“ ist unter anderem Zürichdeutsch, andere Formen sind „gau“, „gelle“, „gell“, gelt“. Auch im Schwabenland wird „gäll“ verwendet.
Woher stammt dieser feste Ausdruck, den die meisten nur noch als Füllwort gebrauchen und dessen Herkunft kaum jemand kennt?
„Gäll“ bezieht sich ursprünglich auf das deutsche Verb „gelten“. In der dritten Person Einzahl heisst es: „Es gilt“ oder die Konjunktivform Präsens „es gelte“. Also: „Es gilt (gäll), dass Du heute Abend kommst, nicht wahr?
Der Ausdruck entwickelte sich weiter, und bald entstand eine Höflichkeitsform. „Gälled Sie“, „Gälled“. „Gauit“, „Gälle Si“.
„Gälled Si, mir ali händ nöd gwüsst, vo wo s Wort ‚gäll’ chunnt!“
„Gäll, jetzt weisch es.“