„Freie Bürger fordern freie Fahrt“ war in den 1970er Jahren eine Parole, die sich in Deutschland gegen ein mögliches Tempolimit auf Autobahnen richtete. In etwa derselben Zeit machte der Bundespräsident Walter Scheel die Bemerkung, dass Freiheit mehr sein müsse als als die Wahl zwischen Kaufentscheidungen. Auch heute könnte man wieder „freie Fahrt für freie Bürger“ fordern, wobei natürlich die freie Fahrt auf den „Datenautobahnen“ gemeint ist. Jetzt richtete sich diese Forderung nicht gegen Geschwindigkeitsbegrenzungen, sondern gegen die ständige Beobachtung. Und wieder wäre die Bemerkung des damaligen Bundespräsidenten von höchster Dringlichkeit. Denn sie erinnert daran, dass Freiheit ein Gut ist, um das jeder selbst ringen muss. Niemand wird erwarten dürfen, dass aufgrund der allgemeinen Empörung die Geheimdienste erklären: „Das tut uns wirklich leid. Wir werden das nie wieder tun.“ Auch in Zukunft werden wir beobachtet werden – von wem auch immer. Aber wie viel sind wir bereit, in unsere Freiheit zu investieren? Müssen wir wirklich jede Mitteilung per Mail oder SMS übermitteln? Müssen wir wirklich alles und jedes über Anbieter bestellen, die unsere Kundenprofile für die ach so passenden neuen „Tipps“ verwenden? Und sind die „Social Networks“ so unentbehrlich, dass man sich selbst darauf gläsern machen muss? Warum kann man sich nicht auch entziehen und verweigern und zum Beispiel einen Brief schreiben? Das ist etwas umständlich, aber Freiheit ist eben ohne Kosten nicht zu bewahren. (Stephan Wehowsky)