
Die SRG muss sparen. Andere müssen auch. Aber was bei den meisten Unternehmen schmerzhaft ist, erweist sich bei der SRG nicht allein als qualvoll, sondern zugleich als hoch kompliziert. Es handelt sich um eine Operation am offenen Herzen. Spektakulär.
Und erst noch ist es ein Eingriff mit mehreren Verantwortungsträgern. Mit solchen, die nach Recht und Gesetz entscheiden müssen, und solchen, die populistisch mitregieren wollen. Unter den Argusaugen der zu Zwangsgebühren verpflichteten Öffentlichkeit, deren Interessen weit auseinanderdriften.
Eine Herkulesaufgabe bei laufendem Radio- und Fernsehbetrieb. Altes wackelt, Neues sucht den Tritt. Statt Orientierung herrscht Verunsicherung. Bildhaft gesagt muss die SRG bei fahrenden Zügen die Kompositionen ändern, Wagen abhängen, Weichen verlegen und Streckenführungen bereinigen. Ein beispielloser Härtetest.
Haushalten oder Spar-Show?
Die eine und andere Sendung kippen, da und dort eine Redaktion verkleinern bringt geringfügige Einsparungen und intern wie extern ein lautes Aufbegehren. Mitsamt dem Vorwurf, es gehe um keine nachhaltige Kostensenkung, sondern um eine zur Beruhigung der Tribüne abgezogene Spar-Show. Als eine der Halbierungs-Initiative vorauseilende Alibi-Demonstration, den Gürtel brav enger schnallen zu wollen.
Die direktionalen Sparschwüre ohne erkennbares Gesamtkonzept wirken auf die Mitarbeitenden verheerend. Unter ihnen breitet sich die Angst aus, Aufgabe und Arbeitsplatz zu verlieren. Das lähmt bis in die Seele.
Aus dem motivierenden Ehrgeiz, gute Leistungen zu erbringen, wird die Aktion «Rette sich, wer kann». Das ist das Schlimmste, was gerade einem Medienunternehmen blühen kann. Mit der berufserforderlichen Kreativität rutschen auch die närrisch angehimmelten Klicks und die Reputation in den Keller.
Fokus aufs Wesentliche
Voraussetzung für sinnvolles Sparen wäre die Klarheit der SRG darüber, wie sie den Service public in der radikal veränderten Medienwirklichkeit und nach dem endgültigen Monopolverlust zu erfüllen gedenkt. Es werden die Verabschiedung vom traditionellen Rollenbegriff, die Konzentration aufs Wesentliche und die markante Profilierung gegenüber den privaten Anbietern erwartet.
Damit dieser Wandlungsprozess im Rahmen eines knappen Zeitplans gelingt, wäre die SRG gut beraten, sich in jeder erdenklichen Art anzustrengen, nicht zum Spielball der Politik und für ihre Mitarbeitenden wieder berechenbar zu werden.
Zukunft als Wille
Ausschliesslich mit einem modernen und glaubwürdig verankerten Selbstverständnis sichert sich die SRG ihre Zukunft. Sonst droht ihr nach dem Abstimmungskampf pro und contra Halbierungs-Initiative das Dasein als arg gebeuteltes Unternehmen.
Von den Mitarbeitenden bezweifelt, von der Öffentlichkeit mit der Forderung konfrontiert, die Zwangsgebühren abzuschaffen und durch die Finanzierung auf dem freien Markt abzulösen.
Die SRG hat ihr Schicksal in der eigenen Hand. Als Chance, ihre publizistische Unabhängigkeit, das wichtigste Kapital, zu stärken und sich im digitalen Universum zu einem Leitmedium zu entwickeln.