Zeinab Soleimani, Tochter des bei einem US-Angriff im Irak getöteten iranischen Generals Qassem Soleimani, sorgt mit ihrem Handy für hitzige Diskussionen über «die Doppelmoral» der Islamisten und Islamistinnen in den sozialen Netzwerken.
Am Montag war sie bei einer Gedenkfeier zum zweiten Jahrestag der Tötung ihres Vaters in der irakischen Hauptstadt Bagdad mit dem neuesten Smartphone-Modell des US-Herstellers Apple in der Hand fotografiert worden.
Bei ihrer Rede während der Zeremonie hatte Zeinab Soleimani erneut Rache geschworen. Sie hatte bereits bei einer Trauerprozession zu Ehren ihres Vaters im Januar 2020 die Familien von US-Soldaten in der Region gewarnt.
Sie wolle den Tod ihres Vaters rächen, indem sie die amerikanische Wirtschaft unterstütze, wurde Soleimani nun auf Twitter verspottet. Andere Nutzer und Nutzerinnen kritisierten die «heuchlerische Doppelmoral» der iranischen Machthaber und ihrer Anhänger und Anhängerinnen, die den USA den Tod wünschten, aber gerne US-Produkte nutzten. Auch über die angeblich zentrale Lebensphilosophie des geistlichen Oberhaupts der Islamischen Republik, Ali Chamenei, auf die seine Anhänger*innen besonders stolz sind, wird debattiert: Sie propagierten das «einfache Leben» und verdammten Luxusware und Haustiere als westlichen Lebensstil – das gelte jedoch nicht für sie selbst.
Zeinab Soleimani wird zudem für ihren Lebensstil kritisiert, während viele Menschen im Iran angesichts der wirtschaftlichen Misere auf die Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse verzichten müssten. US-amerikanische Corona-Impfstoffe seien verboten, amerikanische Luxushandys jedoch nicht, bezog sich eine andere Nutzergruppe auf das Importverbot der britischen und US-amerikanischen Impfstoffe, das im vergangenen Jahr von Khamenei ausgesprochen wurde.
Geschenk oder Sicherheitsgarantie?
Das Handy sei ein Geschenk ihres Ehemannes, verteidigten einige Anhänger der Islamischen Republik Soleimani am Dienstag auf Twitter. Es sei nicht mit öffentlichen Geldern gekauft worden. Das Betriebssystem des Apple-Handys sei besonders sicher, ergänzten andere Regimeanhänger*innen. Das erhöhe die Sicherheit von Qassem Soleimanis Tochter gegen mögliche Angriffe.
Die grosse Resonanz dieser Nachricht in den sozialen Netzwerken führte dazu, dass auch bekannte Namen aus unterschiedlichen Lagern des Regimes dazu stellen nehmen. Während ein Teil der Hardliner die Zurschaustellung des iPhones durch Zeinab Soleimani kritisiert, finden andere jede Kritik an Soleimanis Familie als Übertretung der «roten Linien» der Islamischen Republik. Mahmoud Razavi aus dem Lager des konservativen Parlamentspräsidenten Baqer Qalibaf etwa vergleicht die Kritiker mit den Mitgliedern einer militanten islamischen Gruppe (Forqan), die 1980 einige hochrangige Politiker und Geistliche ermordet hat.
Auch die den Machtzentren nahstehenden Nachrichtenseiten reagierten auf die Aufregung um Soleimanis Handy. Ensafnews verglich sogar das iPhone mit der US-Flagge und verlangte von Zeinab Soleimani, diese «Flagge» öffentlich zu verbrennen und damit ein Zeichen für die unerbittliche Feindschaft der Islamist*innen gegen die USA und US-Produkte setzen.
Zeinab ist die jüngste Tochter des früheren Kommandanten der Quds-Brigaden – der Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden für Auslandsoperationen. Sie hat zwei Brüder und eine Schwester. Ihre Schwester Narjes hatte im vergangenen Juni mit ihrer Kandidatur für den Teheraner Stadtrat für Kritik und Aufregung gesorgt.
Zeinab Soleimani ist mit dem Sohn eines hochrangigen Mitglieds der libanesischen Hizbullah verheiratet. Die islamistisch-schiitische Partei und Miliz, eine enge Verbündete des Iran in der Region, wird von Teheran unterstützt.
Die 31-Jährige ist zudem die Vorstandsvorsitzende der Stiftung Qassem Soleimani, die nach dem Tod ihres Vaters gegründet wurde. Im Haushaltsentwurf der iranischen Regierung vom vergangenen Jahr tauchte die Stiftung unter den staatlich unterstützten Einrichtungen auf. Auch dies sorgte für Diskussionen. Daraufhin wurde ein Brief von Zeinab Soleimani veröffentlicht, in dem sie die Regierung darum bat, das für die Stiftung im Haushalt vorgesehene Geld statt dessen zur Armutsbekämpfung einzusetzen.
Zeinab Soleimani trat erst nach dem Tod ihres Vaters in die Öffentlichkeit und ist unter anderem für ihre scharfe Rhetorik zur Verteidigung der Ideologie der Islamischen Republik bekannt.
Umso mehr sorgen Nachrichten über sie für Kontroversen. Im November 2021 wurde in den Sozialen Netzwerken ein «offizielles Dokument des Exekutivrats der libanesischen Hizbullah» veröffentlicht. Dies sollte belegen, dass Zeinab Soleimani Eheschliessungen innerhalb der Hizbullah mit zwei Millionen Dollar unterstützt haben soll. Der Vorwurf wurde in den iranischen Medien als politisch motivierte Verleumdung dementiert.
Mit freundlicher Genehmigung Iran Journal