Es wäre ein besonderes Erlebnis, mal von einem Erlebnis verschont zu werden. Sie lauern hinter allen Ecken und sind auf dem Sprung, uns zu packen und in den siebten Himmel zu heben. Mit Erlebnisferien, Erlebnisreisen, Erlebnisgastronomie, Erlebniskultur, mit Geschmackserlebnis, Raumerlebnis und Lernerlebnis.
Noch fehlen Erlebnisbestattung und Kremationserlebnis. Es dürfte eine Frage kurzer Zeit sein, bis die Diesseitserlebnisse kommerziell um Jenseitserlebnisse erweitert werden. Das Erlebnismarketing ist innovativ und ruchlos. Sex sells, das Erlebnis auch, die Kombination erst recht.
Vom Socken-Kauf über die Buchung des Wellness-Weekends bis zum Erwerb einer Schneefräse braucht die Werbung das Erlebnis inflationär. Die Frage ist nur, woher wir die Musse nehmen, die uns überwältigenden Erlebnisse zu verarbeiten. Sofern dies nicht sinnlos ist, weil jedes neue Erlebnis das vorherige ohnehin sofort auslöscht. Das wäre freilich das Ende jeden Erlebnisses als Ereignis, das den Alltag verschönert und lange im Gedächtnis bleibt. Wir sässen als Erlebnisgetriebene im selber geschaufelten Erlebnisloch, was die Werbung glatt als Locherlebnis preisen würde.
Lassen wir doch die penetrante Erlebniswerbung ins Leere laufen und entscheiden aus freien Stücken, ob wir nur ein Glas Wein trinken, zeitvertreibend ins Kino gehen, der Not gehorchend den Kühlschrank auffüllen oder Alltägliches als Erlebnis überhöhen wollen.