Die britische Labour Party unter Keir Starmer hat erwartungsgemäss die Unterhauswahlen klar gewonnen. Laut ersten provisorischen Zahlen der BBC erhält Labour 412 der 650 Unterhaus-Sitze, die Konservativen unter Rishi Sunak 121, die Liberaldemokraten 71 und die Scottish National Party 9. 7 Sitze gehen an die nordirische Sinn Féin. Gemäss der BBC eroberte die Reform UK Party von Nigel Farage 4 Sitze. Farage selbst, der einstige Vorsitzende der Brexit-Party, wurde zum ersten Mal ins Unterhaus gewählt. Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt.
Starmer erklärte in seiner Siegesrede am Freitag früh: «We did it! Change begins now.» Labour gewann im Vergleich zu den Wahlen vor fünf Jahren 211 Sitze, die Konservativen verloren deren 250, die Lib Dems, die Liberaldemokraten, gewannen 63 und sprechen vom «best result for a century». Die Scottish National Party verlor 38 Sitze, Sinn Féin bleibt unverändert bei 7 Mandaten. Die Grünen gewannen mit 4 Sitzen ihr bisher bestes Ergebnis.
Rishi Sunak, der unterlegene Chef der Konservativen, kommentierte: «Ein ernüchterndes Urteil, es gibt viel zu lernen … Es tut mir leid.» Sunak hat am Vormittag König Charles seinen Rücktritt eingereicht. Er packt nun seine Sachen und verlässt am Nachmittag Downing Street 10. Ob Sunak an der Spitze seiner Partei bleibt und Oppositionsführer wird, ist noch nicht klar.
King Charles hat am Mittag Keir Starmer zum neuen Premierminister ernannt.
Sieben Mal hatte der Rechtspopulist Nigel Farage versucht, einen Unterhaussitz zu erobern. Sieben Mal war er gescheitert. Jetzt im achten Versuch gelang es. Im südostenglischen Wahlkreis Clacton-on-Sea konnte er sich durchsetzen.
Im neuen Unterhaus wird eine Rekordzahl weiblicher Abgeordneter sitzen, nämlich 242. Bisher waren es 220.
Nicht wiedergewählt wurden bei den Konservativen die frühere Premierministerin Liz Truss, der frühere Verteidigungsminister Grant Shapps, sowie die einflussreichen Jacob Rees-Mogg und Penny Mordaunt.
Liz Truss kommentierte: «Wir haben die Politik, die die Menschen wollen, nicht ausreichend umgesetzt.» Ihre Partei habe es nicht geschafft, die Steuern niedrig zu halten oder die Einwanderung zu reduzieren. Auf die Frage, ob sie in der konservativen Spitzenpolitik bleiben wolle, sagt sie, sie brauche «ein bisschen Zeit» zum Nachdenken.
Der früher auf dem linken Flügel politisierende Labour-Chef Jeremy Corbyn bleibt Mitglied des Unterhauses. Als Unabhängiger gewinnt er den Sitz in Islington, den er seit 40 Jahren inne hat. Der Labour-Parteivorstand hatte ihm verboten, für Labour zu kandidieren, nachdem er 2020 wegen seiner Reaktion auf einen Bericht über Antisemitismus in der Partei als Labour-Abgeordneter suspendiert worden war.