Die Stimmen der Politiker und Gewerkschafter, welche den Nationalbankpräsidenten bedrängen den Franken durch Zukäufe zu schwächen, werden schwächer ausser jene von SP Präsident Levrat, der der Nationalbank immer noch diese Giftpille verschreiben möchte („Ein neuer Mindestkurs würde die Probleme auf einen Schlag lösen.“ NLZ 30.9.2015/S3).. Zum Glück, denn der SNB Präsident scheint aus den nutzlosen und enorm schädlichen Stützungskäufen der vergangenen Jahre gelernt zu haben und scheint sich nicht ein zweites Mal zu einem ähnlich volkswirtschaftlichen Irrsinn hinreissen zu lassen – auch wenn dann doch wieder, in einem Anflug von Panik, Stützungskäufe getätigt werden, wenn der Euro auf die Ein-Franken-Marke zu torkelt.
Was nach wie vor erstaunt ist, welch volkswirtschaftlicher Unsinn unwidersprochen fast täglich abgesondert wird. Auf die grössten Irrtümer soll in der Folge kurz eingegangen werden.
Irrtum No 1: Es gibt für alles eine Lösung
Auch wenn viele die Zusammenhänge nicht begreifen, hat Ökonomie nichts mit Magie zu tun. Es gibt kein ökonomisches Gesetz, welches für jedes ökonomische Problem auch eine Lösung verspricht, zumindest keine Lösung, welche aus Sicht aller Betroffenen als solche erkannt respektive anerkannt wird.
Es ist keine Eigenschaft von Marktkräften, rücksichtsvoll zu sein. Trotzdem ist die Meinung weit verbreitet, dass die Nationalbank nur das Richtige tun müsse, damit sich alles für alle zum Besten wende.
Irrtum No 2: Der Schweizer Franken ist überbewertet
Diesem Irrtum wird vor allem in Form von Beschwörungsformeln gehuldigt, was (siehe Irrtum 1) sehr viel mit Magie und sehr wenig mit Ökonomie zu tun hat. So sagt Thomas Jordan im Interview mit der Unternehmerzeitung ((9/2015/S24) „Insgesamt ist er [der Franken] nach wie vor deutlich überbewertet, vor allem im Verhältnis zum Euro“.
Ein Preis bildet sich grundsätzlich durch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage. Das ist nicht immer sehr präzis, weil die Märkte nicht so transparent sind, wie sie im Idealfall sein sollten – aber bei den Finanz- und Devisenmärkten ist eher von einer vergleichsweise hohen Transparenz auszugehen. Wenn man für 1 CHF 1.05 EUR kriegt, dann ist das so, weil die Menschen, welche auf den Finanzmärkten agieren, dies so bewerten.
Wer an dieser Stelle mit der Kaufkraftparität argumentiert, der ignoriert, dass diese nur eine von vielen Einflussfaktoren ist. Ein genau so wichtiger Einflussfaktor ist, dass ein Land Stabilität und damit Sicherheit für die in dieser Währung getätigte Investition garantieren kann.
Jede Firma, welche deshalb mittelfristig mit einem CHF / EUR Kurs von 1: 1 rechnet, ist vermutlich besser für die Zukunft gerüstet. Denn alles deutet darauf hin, dass Europa noch einige Zeit an der Notenpresse aktiv bleiben muss, um die Regierungen nicht zu gefährden. Ob das gut für die Wirtschaft ist, interessiert Politiker wenig. Politiker interessiert in erster Linie ihre eigene Wiederwahl.
Wäre der Franken wirklich überbewertet, könnte die Nationalbank problemlos die hunderten von Milliarden an Devisenreserven losschlagen und sich von diesem Klumpenrisiko befreien. Dass sie es nicht tut beweist, dass sie selber ganz genau weiss, dass von Überbewertung keine Rede sein kann.
Irrtum No 3: Ein starker Schweizer Franken ist schlecht für die Schweizer Wirtschaft
Eine starke Währung hat durchaus auch Vorteile, weil man unter anderem für Rohstoffe weniger bezahlen muss als die Konkurrenz. Nimmt man beispielsweise die Bauern, die für den inländischen Markt produzieren, dann profitieren sie von den Preisreduktionen auf importierten Futter- und Düngemittel oder billigerem Treibstoff und billigeren Fahrzeugen, die ebenfalls importiert werden.
Auch die Auslagerung von Produktionsarbeitsplätzen kann relativ günstiger erfolgen, weil Firmen, die im Ausland investieren, das Land, die Immobilien und die Arbeitskraft vergleichsweise günstiger kaufen können.
Irrtum No4: Die Stützungskäufe haben keinen Einfluss auf die Inflation
Das ist wohl der fatalste Irrtum, der sowohl unseren Sozialwerken als auch einer ganze Generation von heute jungen Familien erhebliches Kopfzerbrechen bereiten wird. Das Bundesamt für Statistik rechnet 2015 mit einer negativen Teuerung von rund minus 1 Prozent. Toll, denkt man auf den ersten Blick, die Nationalbank hat das Unmögliche geschafft und Milliarden in den Kreislauf gebuttert ohne die negativen Konsequenzen einer Inflation tragen zu müssen.
Weit gefehlt, denn die Inflationsstatistik berücksichtigt im Warenkorb jene Werte gar nicht, welche in diesem Zusammenhang relevant sind, die da sind: 1. Aktien, 2. Immobilien, 3. Firmen.
Natürlich kaufen ausländische Investoren, welche von den Stützungskäufen der Nationalbank profitierten, um ihre sich immer mehr entwertenden Euro gegen Schweizer Franken einzutauschen, damit nicht Rübeli in der Migros oder Kartoffeln im Coop. Und die meisten legen sie auch nicht einfach bei einer Bank auf ein Sparkonto.
Der Satz von Thomas Jordan im bereits zitierten Interview, dass die Negativzinsen Anlagen in Franken gegenüber andern Währungen weniger attraktiv machen würden, zielt deshalb völlig ins Leere.
Im Gegenteil: Anlagen in Immobilien, in Schweizer Firmen und in Schweizer Aktien sind noch attraktiver geworden. Entsprechend haben sich die Preise dieser drei Anlagekategorien entwickelt. Die Aktien haben in den letzten drei Jahren um über 30 % zugelegt und Pensionskassen und Versicherungen, welche unter Anlagedruck stehen, bezahlen für Immobilienprojekte in der Zwischenzeit Preise, die vor 3 Jahren noch undenkbar gewesen wären.
Diese Entwicklung ist für die heute aktive Generation verheerend. Sie konkurrieren heute auf dem Wohnungsmarkt mit ausländischen Investoren, die sich dank der Nationalbank mit billigen Schweizer Franken eindecken konnten. Und die Ersparnisse in der zweiten und dritten Säule rentabel anzulegen ist unter den von der Nationalbank geschaffenen Bedingungen ebenfalls zum Kunststück geworden.