Wird er oder wird er nicht – den Bischof absetzen, der durch seine Prunksucht Basis und Klerus gegen sich aufgebracht hatte? Die Frage stand im Raum, seit bekannt geworden war, in welchem Ausmass Tebartz-van Elst beim Bau seines Bischofsitzes kirchliche Mittel verschleudert hatte. Sie interessierte die Öffentlichkeit weltweit, weil mit ihr nicht mehr und nicht weniger auf dem Spiel stand als die Glaubwürdigkeit eines Papstes, der seiner Kirche und sich selbst Armut und Bescheidenheit verschrieben hatte.
Nun ist der Entscheid gefallen: Der fehlbare Bischof kehrt nicht mehr nach Limburg zurück. Eigentlich selbstverständlich, sollte man denken und sich lediglich noch fragen, ob der Angeschuldigte nicht auch einer weltlichen Gerichtsbarkeit zugeführt werden sollte. Doch ganz so eindeutig, wie es aussieht, ist die Sache nicht. Der erzkonservative Limburger Bischof verfügt in Rom über eine einflussreiche Anhängerschaft, allen voran Kurienkardinal Georg Gänswein und Gerhard Ludwig Müller, Chef der Glaubenskongregation: beides Deutsche und beides Ratzinger-Vertraute, die nichts unversucht liessen, die Kritik an Tebartz-van Elst als Medienkampagne und Menschenhatz erscheinen zu lassen.
Mit Gegnern wie diesen hat der Papst zu rechnen, wenn er Personalentscheide fällt oder Reformen anstösst, die die Macht der Kurie beschneiden. Rein rechtlich steht er zwar über ihr, aber als Mensch ist auch ein Papst nicht gegen finstere Machenschaften gefeit. Dass der Einfluss der Mafia auch vor den Mauern des Vatikans nicht Halt macht, ist bekannt. Dass diesen Kreisen päpstliche Entscheide wie etwa der Umbau der Vatikanbank nicht in den Kram passen, ebenfalls. Papst Franziskus scheint sich zwar nicht zu fürchten, aber auch er weiss, dass er vorsichtig sein muss, wenn er das Übel vatikanischer Korruption an der Wurzel packen will. Das mag mit ein Grund sein, warum er die Dinge langsam angeht und auch Leute im Amt belässt, die seinen Kurs ablehnen. Im Falle von Tebartz-van Elst allerdings musste er handeln. Er hätte sonst nicht nur den deutschen Katholizismus, er hätte auch sein eigenes Amt beschädigt.