Der Buchsalon ist Teil des Kulturhauses Kosmos, das im Herbst 2017 an der Zürcher Europaallee an der Schnittstelle zur Langstrasse seine Tore geöffnet hat. Die Buchhandlung ist mit ihrer warmen, grosszügigen Ausstrahlung und dem integrierten Café schnell zum Herzstück des Kosmos geworden. Die Gäste sitzen an kleinen Tischen, chillen in den gemütlichen Sofaecken, arbeiten, stöbern in den Büchern, reden, trinken Cafe und Wein und essen kleine Köstlichkeiten dazu. Wie schon im Sphères, dessen Handschrift der Buchsalon unverkennbar trägt, ist der Buchsalon vor allem ein lebendiger Ort, ein herausragender Raum städtischen Lebens. Das kleine, aber feine Buchsortiment widmet sich der Zeitdiagnostik, dem schönen Buch, der guten Unterhaltung.
Monika Michel, Gastgeberin im Buchsalon, empfiehlt:
Judith Schalansky: Verzeichnis einiger Verluste, Suhrkamp 2018
Judith Schalanskys neuestes Buch ist ein Kunstwerk zwischen zwei Buchdeckeln, in literarischer und in gestalterischer Hinsicht. Jeder der 16 Texte ist 16 Seiten lang, schillernd zwischen Essay, Erzählung literarischer Betrachtung. Die Weltgeschichte ist voller Dinge die verloren sind auf immer. Zerstört, abhandengekommen, verschwunden, ausgerottet. Eine untergegangene Südseeinsel, ein ausgestorbenen Tiger, der Palast der Republik. Mit grosser erzählerischer Kraft spürt Judith Schalansky den verhallten Echos, den verwischten Spuren, dem endgültig Vergangenen nach. Sicher eine der schönsten Neuerscheinungen des Jahres.
Tamara Schuler, Gastgeberin im Buchsalon, empfiehlt:
Meta Bene: Es gibt mehr Sterne als Idioten, S. Fischer Verlag 2018
Es mag überraschend anmuten, aber so manches Getier steckt voller Weisheiten: Sei es eine Schnecke, deren Credo «Kein Skelett – trotzdem nett» ist oder ein Flamingo mit dem tiefsinnigen Rat «Wenn du brichst, brich wie eine Welle. Nicht wie ein Ast». Mit minimalistischem Pinselstrich und entwaffnendem Humor klopft uns Robin Thiesmeyer alias Meta Bene die Frühlingsmüdigkeit aus den Lachmuskeln und gibt dabei den einen oder andern Denkanstoss.
Céline Keiser, Gastgeberin im Buchsalon, empfiehlt.
Francesca Melandri: Alle, ausser mir, Wagenbach Verlag 2018
In ihrem dritten Roman entfaltet Francesca Melandri eine schier unglaubliche Familiengeschichte über drei Generationen und ein schonungsloses Porträt der italienischen Gesellschaft. Sie holt die bisher verdrängte und schöngefärbte Kolonialgeschichte des 20. Jahrhunderts in die Literatur und zeigt die Verbindungen Italiens mit Äthiopien und Eritrea zu den Schicksalen der heutigen Geflüchteten und Gestrandeten.
Kosmos-Kultur AG
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