Der 58jährige freisinnige Schneider-Ammann ist ETH-Elektroingenieur und Unternehmer und wohnt in Langenthal im Kanton Bern.
Die Freisinnigen staunten nicht schlecht, als ihre Bundeshausfraktion nicht Schneider-Ammann in die Pole-Position hisste, sondern die Ostschweizerin Karin Keller-Sutter. Lag es am Charme der 47jährigen St. Gallerin oder lag es am Alter von Schneider-Ammann?
Doch nicht die freisinnige Bundeshausfraktion bestimmt den Bundesrat, sondern die Bundesversammlung. Und diese gab nun Schneider-Ammann klar den Vorzug. Seine langjährige Führungserfahrung als Industrieller war sein Trumpf.
Für Schneider-Ammann sprach, dass er ein Unternehmer ist. Und solche fehlen zur Zeit im Bundesrat. Doch gerade auch das ist es, was er sich da und dort vorwerfen lassen musste: Er sei ein erfolgreicher Unternehmer, aber kein richtiger Politiker.
Die Linke: eher für Schneider-Ammann
Nach der Wahl von Simonetta Sommaruga stiegen seine Chancen einerseits – und fielen andererseits. Sie stiegen, weil einige verhindern wollten, dass mit Karin Keller-Sutter fünf Frauen im Bundesrat vertreten sind. Das war für einige doch zu viel. Andererseits sanken sie, weil Schneider-Ammann wie Sommaruga aus dem Kanton Bern stammt. Zwei Berner – das war andern zu viel.
Spricht man über Schneider-Ammann, hört man viel Gutes. Er ist überlegt, ruhig, unaufgeregt, kompetent, kein Angeber. Als Industrieller wird er weltweit anerkannt.
Die Linke hat ein gespaltenes Verhältnis zu ihm. Einerseits wird geschätzt, dass er mit den Gewerkschaften zusammenarbeitet, andererseits gilt er als sozialpolitischer Hardliner. Dennoch neigte die Linke eher ihm als Keller-Sutter zu, der Nähe zur SVP nachgesagt wird.
Mit Schneider-Ammann kann sich die FDP endlich wieder als Wirtschaftspartei profilieren.
"Meine Schuhe und Kleider kaufe ich selber im Multipack"
Schneider-Ammann wurde am 18. Februar 1952 geboren. Er hat einen Sohn und eine Tochter. Als Sohn eines Tierarztes ist er im Emmental aufgewachsen. 1977 schloss er sein Ingenieur-Studium an der ETH Zürich ab. Dann wurde er Projektleiter bei Oerlikon-Buehrle. Seit 1981 war er Prokurist und dann Leiter der U. Ammann Maschinenfabrik. Seit 1990 ist er Präsident und Delegierter des Verwaltungsrates der Ammann Group Holding, Langenthal.
Auf seiner Homepage schreibt Schneider-Ammann: „Sicherung der 800 Arbeitsplätze in Langenthal in der Wirtschaftskrise von 1990. Das erforderte die Erschliessung neuer Märkte in fernen Ländern, bzw. die Schaffung von 1000 neuen Arbeitsplätzen in 30 Staaten. Trotz der teuren schweizerischen Lebenshaltung (40% über den Nachbarstaaten) existieren die 800 Arbeitsplätze noch heute. Der Einsatz zugunsten der Arbeitsplätze hat sich gelohnt. Inzwischen (Stand Ende 2008) zählen die Ammann Unternehmungen in der Schweiz knapp 1300 Mitarbeitende, im Ausland über 2100, was einen Gesamtbestand weltweit von 3400 Arbeitsplätzen ergibt.“
Schneider-Ammann ist Vizepräsident der economiesuisse, des Dachverbandes der Schweizer Wirtschaft und ist Präsident der swissmem.
Im Militär ist er Oberst und seit 1999 FDP-Nationalrat. Auf seiner Homepage gibt er sich volksnah: "Meine Schuhe und Anzüge kaufe ich selber ein - einmal jährlich im Multipack und blitzschnell." Wer ist für Sie ein persönliches Vorbild?: "Meine Frau".
Im 1. Wahlgang erhielten Stimmen: Jean-François Rime (SVP): 72 Stimmen; Brigit Wyss (Grüne): 57 Stimmen; Johann Schneider-Ammann (FDP): 52 Stimmen; Karin Keller-Sutter (FDP): 44 Stimmen; Ignazio Cassis (FDP): 12 Stimmen.
Wahlgang: Schneider-Ammann: 75; Rime: 72; Keller-Sutter: 55; Wyss: 40 Stimmen.
Wahlgang: Schneider-Ammann: 78; Rime: 72; Keller-Sutter: 66; Wyss: 28. Wyss schied aus. 4. Wahlgang: Schneider-Ammann: 84; Rime: 76; Keller-Sutter: 74. Keller-Sutter schied aus.
Wahlgang: Der Ausstich. Schneider-Ammann 144 Stimmen, Rime: 93 Stimmen.