Der Gelbe Kaiser Huangdi soll der Legende nach im 3. Jahrtausend vor Beginn unserer Zeitrechnung die chinesische Astrologie eingeführt haben. Im Unterschied zur westlichen Variante wird nicht mit Berechnung von Planeten und Sternen, sondern mittels Deutungen Schicksal und Charakter des Menschen interpretiert. Zudem ist das chinesische System nach dem Mond und nicht wie im Westen nach der Sonne ausgerichtet. Mit andern Worten, nicht Monate wie im Westen sondern Mondjahre sind entscheidend. Der Mondzyklus setzt sich aus den chinesischen Hauptelementen Metall, Wasser, Holz, Feuer und Erde zusammen.
Zuerst die Ratte
Ein ganzer Zyklus setzt sich aus 60 Mondjahren zusammen und wird mit fünf Zyklen zu je zwölf Jahren gebildet. Jedem Jahr im chinesischen Zodiak ist ein Tier zugeordnet. Nach der Legende ist dafür nicht der Gelbe Kaiser Huangdi verantwortlich, sondern Buddha. Er soll einst alle Tiere auf Erden aufgerufen haben, sich zu versammeln. Es kamen aber nur zwölf. Der Reihe nach trafen ein: zunächst die Ratte, der Büffel, der Tiger, der Hase, der Drache, dann die Schlange, das Pferd, die Ziege, der Affe, der Hahn und schliesslich der Hund sowei zuletzt das Schwein. Um diese wenigen eingetroffenen Tiere zu belohnen, schenkte Buddha jedem ein Jahr, dem es dann seinen Stempel aufdrücken konnte. Daraus entwickelten sich die Kalenderdeutungen für das jeweilige Jahr.
Fähig aggressiv
Das Tierzeichen Hahn – dem Prinzip Yin und dem Element Metall sowie dem Erdzweig zugeordnet – verspricht denn nach dem Affenjahr einiges. Der Güggel nämlich hat es in sich. Er ist fähig, nachdenklich, kritisch, diszipliniert, zielstrebig, ehrlich, intelligent, geradlinig, pflichtbewusst, loyal, gesellig. Der Hahn, für das eben anbrechende
Neue Jahr sogar der Feuer-Hahn, gilt aber auch als arrogant,aggressiv, ängstlich, perfektionistisch, verletzlich, launenhaft, pessimistisch, misstrauisch, empfindlich, stolz, exzentrisch, Die negative wie die positive Liste liesse sich fortsetzen. Und dies gilt eigentlich für jedes Jahr. Je nach Befindlichkeit und Einstellung werden in der Kalenderdeutung eben diese negativen oder jene positiven Charakteristiken betont und herausgestrichen. Jedes Zeichen jedoch steht für die Farbe Rot, also Prosperität und Glück.
Alkohol für den Küchengott
Für die Chinesinnen und Chinesen, für die Vietnamesen und Vietnamesinnen – einerlei, sie freuen sich auf das grösste Fest des Jahres, auch Frühlingsfest Chun Jie oder Tet genannt. Noch im alten Jahr werden Schulden getilgt und das Haus gereinigt. Dem Küchengott werden Gaben dargebracht auf einem kleinen Altar, der fast in jedem Haus und jeder Wohnung steht. Ganz klevere Zeitgenossen mengen den Gaben auch ein wenig Alkohol bei, um den Küchengott gnädig zu stimmen, wenn er im Himmel das Gute und weniger Gute rapportiert. Das Chinesische Neujahr ist ein Familienfest par excellence. Der asiatische Subkontinent ist in Bewegung. Chinesen und Vietnamesinnen haben in der Regel zu dieser Zeit sieben bis zwölf Tage Urlaub. Allein in China rechnen die Behörden mit rund drei Milliarden Reisenden. Davon sind gut 80 Prozent mit dem Bus unterwegs, 16 Prozent mit der Eisenbahn und der Rest mit dem Flugzeug.
Lukratives Geschäft
Die Mehrzahl der über 250 Millionen Wanderarbeiter kehren zurück in ihre Dörfer. Kinder, die fern ihrer Eltern arbeiten, lassen es sich meist nicht nehmen, an den Feiertagen zurück an den heimischen Herd zu reisen. Viele Junge haben dabei ein Problem. Von den Eltern und Grosseltern werden sie dann mit Fragen bedrängt, ob sie denn einen Freund oder eine Freundin hätten oder gar, wann sie denn endlich, endlich heiraten würden. Um solchen Fragen auszuweichen, hat sich mittlerweile in China und Vietnam ein neues, lukratives Geschäft – selbstredend mit einer effizienten App – entwickelt. Für wenige Tage kann so jemand gemietet werden, der mit den Jungen übers Frühlingsfest nach Hause fährt und dort die Braut oder den Bräutigam gibt. Das funktioniert meist, ist aber ziemlich teuer. Bezahlt werden Tagesansätze bis zu tausend Yuan oder umgerechnet 140 Franken.
Laut und bunt
Zu Hause wird dann gefeiert, gegessen, getrunken. Ein wichtiger Bestandteil der Feiern ist auch das Abbrennen von Feuerwerk. Ohne Feuerwerk geht gar nichts. Denn schliesslich sollen vor dem Anbrechen des Neuen Jahrs die bösen Geister vertrieben werden. Viele Stadt- und Provinzregierungen haben in den letzten Jahren versucht, Feuerwerk zu verbieten mit der Begründung, die Umwelt werde verschmutzt und die Unfallgefahr sei hoch. Manchenorts mussten die Behörden einen Rückzieher machen, denn sie befürchteten soziale Unruhen. Und dort, wo die Partei beim Verbot blieb, krachte es trotzdem laut und bunt in den Himmel.
Neben dem Feuerwerk lässt sich auch kaum ein Chinese und kaum eine Chinesin die Neujahrsshow am Fernsehen entgehen. Die erstmals 1983 ausgestrahlte vierstündige Sendung verzeichnete im vergangenen Jahr 690 Millionen Zuschauer und Zuschauerinnen. Durch diese Sendung wurde übrigens Li Pengyuan, die Frau des jetzigen Staats- und Parteichefs Xi Jinping, als Sängerin landesweit ein Superstar. Noch vor sechs, sieben Jahren fragten sich viele, wer denn der Mann an der Seite von Li Pengyuan sei ...
Berühmte Hähne
Die im Güggel-Jahr Geborenen haben natürlich ein ganz besonderes Jahr vor sich. Der Feuer-Hahn wird wohl US-Präsident Donald Trump kräftig einheizen. Oder umgekehrt. Chinas Staats- und Parteichef hingegen lehnt sich im Hinblick auf Trump sowie auf den entscheidenden 19. Parteitag gelassen zurück.
Die Liste der stolzen, berühmten Hähne ist lang. Dazu gehören etwa der chinesische Philosoph Mencius, der französische Revolutionär Marat, aber auch Marie-Antoinette und US-Präsident Thomas Jefferson, Papst Paul VI, Goethe, Verdi, Steffi Graf oder Yoko Ono. Und ja nicht zu vergessen: Feuer-Hahn Roger Federer.
Xin Nian Kuai le! Chun Jie Kuai le!!
Gong Xi Fa Cai!!! Chúc mừng năm mới!!!!