Betroffen sind vor allem die deutschen Bundesländer Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen. In Rheinland-Pfalz sind mindestens 98 Menschen ums Leben gekommen, in Nordrhein-Westfalen sind es mindestens 43. Armin Laschet, der CDU-Kanzlerkandidat und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, nennt das Hochwasser eine „Flutkatastrophe von historischem Ausmass“.
Zahlreiche Menschen sind vermisst. Die Polizei bittet, nicht in das Hochwassergebiet zu fahren, um selbst nach Angehörigen zu suchen. 1300 Menschen gelten als vermisst. Die Polizei geht jedoch davon aus, dass die meisten von ihnen unversehrt seien und einfach – zum Beispiel wegen defekter Telefonverbindungen – nicht erreicht werden können.
Dramatische Bilder stammen aus Erftstadt südlich von Köln. Der Rhein-Erft-Kreis in Nordrhein-Westfalen und der Kreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz sind die am stärksten betroffenen Gebiete. Zahlreiche Flüsse sind über die Ufer getreten und haben ganze Dorfteile überschwemmt und teilweise mitgerissen. Strassen sind überflutet und Tausende Keller vollgelaufen.
Bisher stehen 850 Soldaten im Einsatz. Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat am Freitag im Westen Deutschlands einen militärischen Katastrophenalarm ausgelöst. Es ist geplant, dass Hunderte weitere Soldaten ins Katastrophengebiet geschickt werden.
Stark betroffen ist der Ort Schuld in Rheinland-Pfalz und das Städtchen Hagen in Nordrhein-Westfalen. Mindestens 200’000 Menschen sind ohne Strom. In Köln trat der Rhein über die Ufer.
Die Lage ist in weiten Gebieten noch unübersichtlich.
Der Deutsche Wetterdienst erwartet für das Wochenende eine Entspannung der Lage. Das Unwettertief Bernd werde langsam nach Osten und Südosten abgedrängt. Das Hoch Dana verpsreche eine zögerliche Wetterbesserung.
In den Städten Eschweiler und Stolberg in Nordrhein-Westfalen haben fünf Menschen versucht, vom Hochwasser betroffene Geschäfte zu plündern. Sie wurden festgenommen.
In der Schweiz
In der Stadt Bern ist der Aare-Abfluss am Freitagmittag auf die höchste Gefahrenstufe 5 angestiegen.1999 führte die Aare in Bern beim bisherigen Rekordhochwasser 613 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Jetzt sind es 565 Kubikmeter.
Die Pegel der Seen steigen. In der Stadt Luzern hat der Pegel des Vierwaldstättersees am Freitag um 10 Uhr die kritische Marke von 434,90 Meter über Meer erreicht. Der Schwanenplatz wurde überschwemmt. Die Kapellbrücke, der Rathaussteg, die Reuss- und die Spreuerbrücke wurden gesperrt. Die Ein- und Ausfahrt Luzern-Zentrum der A2 ist wegen Hochwassers nicht befahrbar.
Betroffen ist auch Stansstad in Nidwalden, wo Teile des Städtchens überschwemmt sind und wo Fussgängersteige wie in Venedig errichtet wurden. Überschwemmt sind auch Teile von Küssnacht am Rigi.
Der Thunersee-Pegel liegt 39 Zentimeter über der Hochwassergrenze, aber noch rund 55 Zentimeter vom Rekord von 2005 entfernt. Beim Bielersee fehlten am frühen Nachmittag nur noch 5 Zentimeter zum historischen Höchststand aus dem Jahr 2007. Der anhaltende Regen führte dazu, dass auch der Greifensee bei Zürich über die Ufer trat.
Auch in Belgien und den Niederlanden
In Belgien stehen mehrere Dörfer und Städte weiterhin unter Wasser. Betroffen ist vor allem die Gegend entlang der Maas und ihrer Nebenflüsse. 23 Menschen kamen ums Leben.
In Belgien harren seit über 30 Stunden mehrere Menschen auf den Dächern ihrer überfluteten Dörfer aus – ohne Essen.
(J21)