Solche Kommentare verkennen einige wichtige ökonomische Zusammenhänge. Der Euro hat nämlich nur gerade im Vergleich zum Franken an Wert verloren.
Gegenüber dem US-Dollar, gegenüber dem britischen Pfund und gegenüber dem japanischen Yen hat er an Wert gewonnen, ist er also eine harte Währung geblieben oder geworden. Er hat seine Position verbessert, weil die anderen wichtigen Währungen noch schneller entwertet wurden.
Die Schwächung gegenüber dem Schweizer Franken ist eine Stärkung gegenüber den drei anderen massgebenden Währungen, und nun darf man dreimal raten, was für Euroland mehr zählt. Mehr noch: Hätte der Euro nicht seinerseits an Wert eingebüsst gegenüber den Vorjahren, wäre seine Position gegenüber Dollar, Pfund und Yen noch viel stärker, und dies wiederum würde die Exportchancen der EU-Mitgliedsländer schmälern. Sie hätten dann das gleiche Problem wie die schweizerische Exportindustrie es hat mit dem starken Franken.
Euroland kann also überhaupt kein Interesse haben an einem zu starken Euro, dies umso weniger, als der letztlich massgebende Handel innerhalb von Euroland von den Währungsentwicklungen ja unberührt bleibt. Die Währungsunion ist aus dieser Sicht ein riesiger Vorteil.
Die Kaufkraftverluste für die Menschen beziehen sich ausschliesslich auf die Schweiz und die Produkte aus der Schweiz. Und das ist für die schweizerische Wirtschaft eindeutig das grössere Problem als für die Menschen und die Betriebe in der EU. Wem Ferien in der Schweiz zu teuer geworden sind, reist halt in ein Land der Eurozone; wem Produkte aus der Schweiz zu teuer geworden sind, kauft welche aus Europa oder den USA.
Im Zeitalter der Europäisierung und Globalisierung ist kein Land mehr seines Glückes eigener Schmied, schon gar nicht ein Land wie die Schweiz, das wirtschaftlich extrem vom Export abhängt. Die eigene Stärke kann zur Schwäche werden, weil es eben nur eine Stärke ist im Vergleich mit anderen, eine relative Stärke nicht eine absolute.
Eine zweite unangenehme Einsicht ist die leider immer noch nicht gebrochene Macht der Finanzmärkte über die Realwirtschaft, der Spekulation über die Produktion. Die bürgerlichen Parteien und Verbände, die jetzt lauthals Massnahmen gegen den harten Franken fordern, schlagen sich regelmässig in die Büsche, wenn es darum ginge, Massnahmen gegen den Casino-Kapitalismus zu beschliessen. Das eine ist aber ohne das andere nicht zu machen.