Viele von ihnen sind noch Teenager. In mehreren Erdteilen, insbesondere in Asien und Afrika, haben die von den Regierungen unterzeichneten internationalen Konventionen zur Gleichstellung der Frauen die Rechtlosigkeit von Witwen nicht beendet.
»Alte Gebräuche und Trauerriten berauben die Witwen weiterhin in grossem Masse ihrer universell anerkannten Rechte«, erklärte UNO-Generalsekretär Ban Ki-Moon am Donnerstag. Die UNO-Generalversammlung hat letztes Jahr den 23. Juni zum »Tag der Witwen« erklärt. Er wurde 2011 zum ersten Mal begangen.
245 Millionen Witwen
Laut Ban Ki-Moon gibt es weltweit etwa 245 Millionen Witwen, von denen 115 Millionen in extremer Armut leben. »Wo der Status der Frauen von jenem ihrer Männer abhängt, finden sich Witwen plötzlich gemieden und isoliert«, stellte der UNO-Generalsekretär fest. »In vielen Ländern wird die Witwenschaft als ein Grund zur Scham betrachtet, in manchen Kulturen sogar mit Hexerei in Verbindung gebracht.«
Der Anteil von Witwen in der Gesellschaft ist besonders dort sehr hoch, wo seit Jahrzehnten blutige Konflikte herrschen. Nach dem gewaltsamen Tod ihres Lebensgefährten müssen die zumeist blutjungen Frauen meistens ohne Unterstützung für sich selbst und ihre Kinder aufkommen - in einem Umfeld von Gewalt und dauernder Flucht.
In einigen Gebieten im Osten der Demokratischen Republik Kongo ist nach den Angaben der UNO die Hälfte aller Frauen verwitwet. Im Irak hat der Krieg drei Millionen Witwen hinterlassen, in der afghanischen Hauptstadt Kabul mehr als 70.000.
In weiten Gebieten Asiens und Afrika geben die Gesetze den Frauen kein Anrecht auf ein Erbe oder sie dürfen nach dem Tod ihres Mannes nicht selbst darüber verfügen. Das islamische Recht spricht weiblichen Erben gar nichts oder nur die Hälfte dessen zu, was die männlichen erhalten. Allerdings ist die Scharia in Erbfragen sehr kompliziert und lückenhaft, so dass die jeweilige Auslegung von den Richtern abhängt.
Aus den Wohnungen vertrieben und misshandelt
Während die nordafrikanischen Staaten ihre Jurisprudenz weitgehend der europäischen angenähert haben, halten andere islamische Länder wie der Sudan, Pakistan oder Afghanistan an der Diskriminierung der Frauen fest. Auch in Indien sind Witwen weitgehend rechtlos.
Ein Bericht der UNO stellt dazu fest: »Tausende Witwen werden in Indien von Verwandten enteignet. Sie werden aus ihren Wohnungen vertrieben und körperlich misshandelt - manchmal sogar getötet - und dies von Mitgliedern ihrer eigenen Familie. Um wieder eine soziale Stellung zu erreichen, müssen sie einen Verwandten ihres verstorbenen Mannes heiraten - häufig gegen ihren Willen.«