Der Bundesrat schloss wegen Corona sämtliche Museen, Kinos, Theater, Konzertsäle und Buchhandlungen sowie die Lesesäle von Bibliotheken und Archiven. Veranstaltungen mit Publikum sind verboten. Dazu einige prominente Stimmen.
Das Siebner-Kollegium
In der Kulturbotschaft für die Jahre 2021 bis 2024 führt die Landesregierung aus, Kunst und Kultur seien zentrale Faktoren des gesellschaftlichen Selbstverständnisses und der Identitätsbildung, weil sie den Dialog fördern und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. Die Beschäftigung mit den verschiedenen Kunstformen «entwickelt das individuelle ästhetische Empfinden sowie die persönliche Kommunikations-, Ausdrucks- und Urteilsfähigkeit».
Bundespräsident Guy Parmelin
Zur Eröffnung der diesjährigen Solothurner Filmtage, die online stattfinden, betonte der Bundespräsident im Namen der gesamten Landesregierung: «Mindestens ebenso wichtig ist das Interesse – unser Interesse, meine Damen und Herren – an dem Kulturschaffen in unserem Land.»
Bundesrat Alain Berset, ebenfalls in Solothurn …
Der Kulturminister berührte 2019 das Publikum der Filmtage mit der Feststellung: «Der Film zeigt uns, wer wir sind, zu sein glauben, sein wollen. Er führt uns vor Augen, worauf wir hoffen und wovor wir uns fürchten. Er lotet – im besten Falle – jene ‘terra incognita’ zwischen echter Bedrohung und wohlig apokalyptischem Schaudern aus, wo sich weltanschauliche Überzeugungen bilden und verfestigen, um schliesslich politikmächtig zu werden.»
Im Film manifestiere sich, fuhr der Chef des EDI fort, «was uns beglückt und wonach wir streben. Wonach wir glauben streben zu müssen, damit wir glücklich werden, als Individuen, aber auch als Gesellschaft. Und er lässt uns am Leben von Menschen teilhaben, die sich für eine bessere Welt einsetzen – auch und gerade, wenn es sich ’nur’ um deren eigenen Mikrokosmos handelt. Das Medium Film ist von anhaltender Relevanz.»
… und beim Lucerne Festival 2020
«Wir brauchen Kultur», unterstrich Alain Berset, «weil wir selber definieren müssen, was uns verbinden soll. Und was uns verbindet, erleben wir immer noch am intensivsten, wenn es live in unserer Anwesenheit geschieht – im Theater, im Konzertsaal, im Stadion, im Museum. Präsenzkultur – eine weitere Wortschöpfung aus Coronazeiten, die uns vielleicht erhalten bleibt.»
Bundesrat Ignazio Cassis
Der Chef des Aussendepartements legte 2018 bei der Verleihung des Schweizer Musikpreises ein sehr persönliches Bekenntnis ab. Im legendären Fragebogen von Marcel Proust habe er als seine Leidenschaft die «Musik» genannt, als seinen Traum vom Glück «ein Jazz-Trompeter zu sein». Und auf die Frage, welche natürliche Begabung er gerne besitzen möchte, habe die Antwort gelautet «ein Jazz-Trompeter».
Musik ist für Ignazio Cassis erstens «eine universelle Sprache. Sie verbindet das, was auf den ersten Blick nicht zusammenpasst. Zum Beispiel einen Lausanner mit einer Schwyzerin oder einem Tessiner. Zweitens widerspiegelt ihre Musik die politische Konkordanz. Das trifft dieses Jahr ganz besonders zu, denn zum ersten Mal gehört ein Rapper zu den Preisträgern. Rap ist Protestmusik par excellence. Sie trotzt der Autorität.»
Das Testergebnis
Güter des kurzfristigen und täglichen Bedarfs dürfen wir kaufen. Kunst und Kultur gehören nicht dazu. Sie dienen lediglich dem gesellschaftlichen Selbstverständnis und der Identitätsbildung, stärken bloss unseren Zusammenhalt und fördern nur unser Glück. Leicht verzichtbare Werte und Leistungen. Ausser für bundesrätliche Reden.