Er, der immer rasch zu einem Tweet bereit ist, zögerte lange, bis er eine Erklärung abgab. Die „Los Angeles Times“ kommentiert: „Usually quick to comment, Trump seems tongue-tied in response to Charlottesville.“
Schliesslich nahm er in einer kurzen Stellungnahme zum Entsetzen auch vieler Republikaner die Worte „Rechtsextremismus“, „Rassismus“ und „Neonazis“ nicht in den Mund. Als ihn Journalisten danach fragten, verschwand er ohne Antwort. „Er weigerte sich, sie namentlich zu verurteilen“, schreibt die „Washington Post“.
Trump verurteilte zwar Hass und Gewalt, verpasste jedoch laut übereinstimmenden amerikanischen Medienberichten die Gelegenheit, sich von Rassisten und Neonazis zu distanzieren. Er habe bewusst nicht Partei ergreifen wollen, hiess es anschliessend in Regierungskreisen.
Die republikanischen Schwergewichte John McCain, Mitt Romney und Ted Cruz – sie alle einst Präsidentschaftskandidaten – kritisierten Trumps Verhalten scharf. McCain sagte: „Anhänger einer weissen Vorherrschaft sind keine Patrioten, sondern Verräter.“ Unter die Demonstranten hatten sich auch Anhänger der Alt-Right-Bewegung gemischt, die sich im Wahlkampf für Trump stark gemacht hatten.
„Ich gebe die Schuld an vielem, was wir heute in Amerika sehen, dem Weissen Haus und den Leuten um den Präsidenten“, klagte Charlottesvilles Bürgermeister Michael Signer. „Ich hoffe, dass er einen Blick in den Spiegel wirft und scharf darüber nachdenkt, mit wem er im Wahlkampf verkehrte.“
Die Rechtsextremen hatten Parolen wie „Blut und Boden“ und „Die Juden werden uns nicht ersetzen“ skandiert. Sie wollten das Land den weissen Amerikanern zurückgeben, schrien sie.
(J21)