Sommaruga steht zwar bei den meisten Themen klar links, ist aber keine linke Dogmatikerin. Das hat der Sozialdemokratin viele bürgerliche Stimmen eingetragen.
Sommarua wurde im 4. Wahlgang mit 159 Stimmen gewählt. Das absolute Mehr betrug 123 Stimmen. Bis in die Schlussrunde schaffte es SVP-Kandidat Jean-François Rime. Er erzielte in der letzten Wahlrunde 81 Stimmen. Die SP-Frau Jacqueline Fehr schied im 3. Wahlgang aus.
Sommaruga erzielte im ersten Wahlgang 86, im zweiten 96, im dritten 98 und im vierten 159 Stimmen.
Spricht man Politiker und Wirtschaftsvertreter auf Sommaruga an, so hört man Adjektive wie populär, integer, intelligent, hartnäckig, beharrlich, zielstrebig, gradlinig, unbestechlich.
Sie ist keine Frau überschwänglicher Worte, gilt ab und zu als etwas spröde und abgehoben. Diese Qualifikationen weist sie energisch zurück. Die NZZ nannte sie eine "höhere Tochter". An ihrer Kompetenz zweifelt niemand. Die Sozialdemokraten hoffen, dass sie mit diesem Aushängeschild bei den Gesamterneuerungswahlen im kommenden Jahr punkten werden.
Nur noch ein Zürcher
Mit der Demission des Zürchers Moritz Leuenberger und der Wahl der Bernerin Sommaruga und des Berners Schneider-Ammann ist der mächtige Kanton Zürich nur noch mit einem Vertreter, Ueli Maurer, in der Landesregierung vertreten.
Sommaruga wurde am 14. Mai 1960 in Zug geboren. Sie wuchs im Freiamt im Kanton Aargau auf und besuchte das Gymnasium in Immensee im Kanton Schwyz. Am Konservatorium in Luzern liess sie sich zur Pianistin ausbilden. 1983 und 1984 bildete sie sich in Kalifornien und Rom weiter.
1985 bis 1990 arbeitete sie im Haus für geschlagene Frauen in Freiburg. Seit 1996 ist sie Mitglied der Sozialdemokratischen Partei. 1988 bis 1991 studierte sie englische und spanische Literatur an der Universität Freiburg.
1993 begann ihre politische Karriere. Sie wurde Geschäftsführerin der Stiftung für Konsumentenschutz, dann wurde sie deren Präsidentin und geriet ins Scheinwerferlicht der Medien. 1999 wurde sie in Bern in den Nationalrat gewählt, eine Legislatur später, 2003, in den Ständerat.
Klavierspielen, Lesen, Wandern, Gartenarbeit
Sie ist Mitglied der ständerätlichen Kommission für Wirtschaft und Abgaben (WAK), sowie Mitglied der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK) und Vizepräsidentin der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie (UREK).
Sie ist Vizepräsidentin der Schweizer Delegation beim Parlamentarier-Komitee der EFTA-Länder und für die Beziehungen zum Europäischen Parlament. Sie ist Beisitzerin des Büros des Ständerates.
Von 2003-2008 war sie Stiftungsratspräsidentin der Entwicklungshilfeorganisation Swissaid und hat in diesem Auftrag mehrere Reisen nach Asien, Afrika und Lateinamerika unternommen. Seit 2008 ist sie Mitglied des Stiftungsrates.
Verheiratet ist Sommaruga mit dem Schriftsteller Lukas Hartmann. Der 1944 geborene Hartmann schreibt Romane und Geschichten für Erwachsene und für Kinder.
Als Hobbys nennt Sommaruga Klavierspielen, Lesen, Gartenarbeit, Wandern.
Sommaruga wurde als Nachfolgerin von Moritz Leuenberger gewählt, der auf den 31. Oktober seinen Rücktritt erklärt hat. Nationalratspräsidentin Pascale Bruderer lobte Leuenbergers politische "Bilderbuchkarriere" und seine "Ironie und Selbstironie". Er habe immer den direkten Kontakt und den Zugang zu den Menschen gefunden.
Leuenberger sagte in seiner Abschiedsrede: "Wir treten auf, wir spielen und wir treten ab."