Das Beben, stärker als jenes vom vergangenen August in Amatrice, ereignete sich um 07.40 Uhr. Betroffen ist vor allem die Region rund um die Stadt Norcia in Umbrien. Die Kathedrale von Norcia stürzte teilweise ein. Norcia liegt in der Provinz Perugia.
Die Feuerwehr sprach am Abend von rund 20 Verletzten. Dass nicht mehr Menschen zu Schaden kamen, grenzt angesichts der Schwere des Erstosses an ein Wunder. 28'000 Menschen sind obdachlos.
Das Beben hatte eine Stärke von 6,5. Der Erdbebenherd befand sich in einer Tiefe von zehn Kilometern. Schwere Schäden und „dramatische Szenen“ werden auch aus den Gemeinden Preci (Umbrien) und Ussita (Marken) gemeldet.
Am 24. August hatte ein Erdbeben der Stärke 6,0 Amatrice und Accumoli weitgehend zerstört. Fast 300 Menschen verloren ihr Leben.
Das Beben vom Sonntag war bis nach Bozen hinauf und nach Bari hinunter verspürt worden. In den letzten Tagen und Wochen waren in der Region Hunderte kleinerer und mittlerer Erdstösse verzeichnet worden.
Mauro Falcucci, der Bürgermeister von Castelsantangelo erklärte in einer ersten Stellungnahme: „Die Erde hat sich geöffnet. Es ist ein Desaster.“ Marco Rinaldi, der Bürgermeister von Ussita, erklärte: "Alles ist eingestürzt, ich sehe Rauchsäulen, es ist ein Desaster, ein Desaster."
Vor der zerstörten Kathedrale in Norcia knieten am Sonntagvormittag Menschen nieder und beteten.
In der südlich von Norcia gelegenen Stadt Rieti (Lauio) wurden als Vorsichtsmassnahme alle Kirchen geschlossen. In Rom wurden die Kirchen San Lorenzo und San Paolo geschlossen.
Nach dem starken Erdstoss um 07.40 Uhr ereigneten sich mehr als 50 kleinere Beben. Um 13.07 Uhr wurde erneut ein heftiges Beben registriert. In der Provinz Perugia sind nach ersten Meldungen über 50 Kirchen zum Teil schwer beschädigt worden.
Das auf fast 1'500 Meter hoch gelegene Dorf Castellucio, bekannt für seine Linsenproduktion, ist von der Umwelt völlig abgeschnitten. Der Kirchturm und zahlreiche Gebäude sind laut Medienberichten eingestürzt.
Das Erdbeben vom Sonntag war das stärkste italienische Beben seit 36 Jahren. Damals am 23. November 1980 ereignete sich in Irpinia in der Region Kampanien die schwerste Naturkatastrophe der italienischen Nachkriegsgeschichte. Erdstösse der Stärke 6,89 (Momenten-Magnituden-Skala) rissen 2'914 Menschen in den Tod. 10'000 wurden verletzten. Das Erdbeben von L'Aquila in den Abruzzen vom 6. April 2009, bei dem 309 Menschen starben, hatte eine Stärke von 6,3.
Norcia (deutsch: Nursia) ist die Heimatstadt des Heiligen Benedikt, des Gründers der Benediktiner. Bekannt ist ist neben Castellucio auch Norcia für seine Linsen-Produktion.
(J21)