Vor ein paar Wochen noch malte man den Teufel an die Wand. Man sah Deutschland am Rande des Abgrunds, mit einem Fuss schon im Nationalsozialismus. Der Aufstieg der AfD wurde als Zeichen gedeutet, dass die Demokratie vom Rechtspopulismus erschüttert würde. „Wehret den Anfängen“, hiess es. Ziemlich geschmacklos wurde Alexander Gauland, der AfD-Spitzenmann mit der Hundekrawatte, als Gau-Leiter und Super-GAU bezeichnet.
Dann kam die Wahl. Die AfD gewann knapp 13 Prozent – und plötzlich ist alles gar nicht so schlimm. In den deutschen Talkshows und in Zeitungskommentaren heisst es, 13 Prozent seien zu verkraften, der Front National und andere europäische Rechtsparteien seien viel stärker. Und übrigens: Die AfD-Leute seien doch auch Demokraten und wollten nur das Beste für ihr Land. Dass die beiden grossen Parteien, die eine Mitschuld am Erfolg der AfD haben, sich so rausreden, ist verständlich.
Sicher besitzt Deutschland starke demokratische Strukturen. Die deutschen Rechtspopulisten sind sogar weniger stark als in manchen umliegenden Ländern. Wer das Land in der Nazi-Falle sieht, redet Unsinn. Das heisst nun aber nicht, dass man die AfD und ihr Personal einfach als „fait accompli“ hinnehmen soll, als eine „Alles-gar-nicht-so schlimm-Partei“. Es gibt heute in der AfD – neben andern – radikale Rechtspopulisten, nicht nur an der Basis: verkappte, hässliche Nazis, Judenhasser, Schlägertypen, Leute, die die Taten der Wehrmacht verklären, völkisch-nationalistische Extremisten, NPD-Anhänger, Geschichtsrevisionisten, Leute mit einer Rhetorik (Menschen „entsorgen“), die Gänsehaut erzeugt. Die Frage wird sein, wie wird sich die Partei ideologisch in nächster Zeit entwickeln. Wer wird sich durchsetzen: die demokratisch gesinnten Kräfte (solche gibt es) oder die hässlichen Rechtsradikalen, die dann einen Teil der Basis mit sich ziehen könnten?
Man täte gut daran, diese Partei nicht zu verharmlosen und als „quantité négligeable“ zu betrachten, sondern ihr ganz genau auf die Finger zu schauen. Und aufs Maul.