Der Schriftsteller Sigismund Radecki brachte es auf den Punkt: „Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht.“ Oder der Kabarettist Dieter Hallervorden: „Deutscher Humor ist ja ein echter Schlankmacher: Man muss meilenweit laufen, bis man ihn trifft.“
Ein Beispiel deutscher Humorlosigkeit bietet jetzt die ehrwürdige „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Es geht um den Noch-SPD-Chef Martin Schulz und Aussenminister Sigmar Gabriel.
Schulz wollte Gabriel als Aussenminister absägen und selbst das Amt übernehmen. Das gefiel Gabriel gar nicht, und er schlug medienwirksam zurück. In Zeitungsinterviews las er Schulz die Leviten.
Am Schluss sagte er: „Für mich beginnt jetzt eine neue Zeit. Zuhause freuen sich schon mal alle darauf.“ Seine kleine Tochter Marie habe ihm am Donnerstagfrüh gesagt: „Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht.“
FAZ-Redaktor Oliver Georgi fand das gar nicht lustig. „Selbst abgebrühte Genossen, die sonst eher Martin Schulz mit Häme überziehen, fanden es stillos und armselig, dass Gabriel bei seinem Angriff die Tochter vorschickte“, schreibt Georgi.
Es ist anzunehmen, dass Herr Georgi in dem Artikel seine persönliche Meinung vertrat, und dass er es ist, der jemanden vorschickte, nämlich die „abgebrühten Genossen“. Ich jedenfalls kenne Genossen, die ganz anderer Meinung sind.
„Die Tochter vorgeschoben“? Nein, das hat Gabriel nicht. Im Gegenteil: Er hat dem SPD-Chef derart offen und klar gesagt, was er denkt, dass dieser die Segel strich und jetzt im Fegefeuer schmachtet. Da musste nichts vorgeschoben werden. Das Zitat seiner Tochter ist einzig ein lustiges Bonmot, das er als Illustration dem Klartext beigefügt hat.
„Der Mann mit den Haaren im Gesicht.“ Ich finde das lustig, aber ich bin auch kein Deutscher.