„Der Arzt“ – den gibt es nicht mehr. Wir sprechen von „die im ärztlichen Dienst stehende Person“. „Der Dolmetscher“ wird neu „die übersetzende Fachkraft“. „Der Komponist“ heisst jetzt „die kompositionstätige Person“.
Ein neuartiges Online-Lexikon sagt uns, wie wir korrekt sprechen müssen. „Geschickt Gendern“, heisst es, „das Genderwörterbuch“ *).
„Der Erzieher“ wird „die Erziehungskraft“. „Der Fahrer“ wird „der Fahrzeugführende“, der „Mitbewohner“ heisst neu „der Wohungsteilende“. „Der Autor“ wird zur „Autorenschaft“.
Will uns die Autorenschaft dieses Lexikons auf den Arm nehmen? Das fragt man sich, je länger man in dem Wörterbuch liest. Nein, sie will nicht.
Im Restaurant ruft man nicht mehr „Hallo Kellner, bitte zahlen“. Neu sagt man: „Hallo Servicekraft, ich möchte zahlen.“
Im Spital sagt man nicht mehr „Guten Tag, Krankenschwester“, man sagt: „Guten Tag, Beschäftigte in der Krankenpflege.“ Oder viel einfacher: „Guten Tag, Pflegefachkraft.“
„Der Athlet“ = „die sporttreibende Person“,
„der Busfahrer“ = „die busführende Person“,
„der Bearbeiter“ = „die den Vorgang betreuende Person“,
„die Musiker“ = „die Musikausübenden“,
„der Professor“ = „die eine Professur ausübende Person“,
„der Seemann“ = „die Hochseefachkraft“,
„der Filmstar“ = „die Filmberühmtheit“,
„der Journalist“ = „berichterstattende Person“.
„Muss das sein?“
„Der Arbeiter“ wird zur „Arbeitskraft“, „der Ausländer“ zur „Person mit anderer Staatsangehörigkeit“, „der Alkoholiker“ wird zum „Alkoholsüchtigen“; „die Nachbarn“ zu den „nebenan Wohnenden“, „der Beamte“ zur „beamteten Person“. Selbst die Christen und die Juden sind tot; das sind jetzt „Menschen christlichen oder jüdischen Glaubens“.
Auch den „Anfänger“ gibt es nicht mehr. Wir sprechen von „der Unerfahrene“. Und „der Freund“ wird abgeschafft, er heisst jetzt „der Herzensmensch“. „Die Absolventen“ sind „die einen Abschluss inhabenden Personen“.
„Muss das sein?“, fragt die schreibende Fachkraft dieses Lexikons. Ja, sie ist überzeugt, dass es so sein muss, denn:
„Werden nur Männer genannt, spiegelt sich das in unseren gedanklichen Vorstellungen wider. Das widerspricht oftmals der Realität, da sowohl Frauen und Männer in den meisten Bereichen unserer Gesellschaft präsent sind. Oft wird die maskuline Form geschrieben, die feminine nur mitgemeint. Texte richten sich aber fast immer an Frauen und Männer gleichermassen. Damit sich Frauen angesprochen fühlen, sollten sie auch explizit genannt werden.“
Deshalb „gendern“, also eine Sprache verwenden, die darauf abzielt, die Gleichstellung beider Geschlechter zum Ausdruck bringt. Dagegen hat wohl niemand etwas.
Nur: Das Lexikon zeigt, wie schwierig das ist. Die vorgeschlagenen Ausdrücke provozieren wegen ihrer Holprig- und Tollpatschigkeit wohl eher Lachausbrüche, als dass sie je in den Sprachgebrauch eingehen werden.
„Gendergerechte Sprache kann beim Schreiben wie Lesen elegant sein“, schreibt die Autorenschaft des Lexikons.
Elegant? Den Beweis dafür ist die Verantwortung tragende Fachkraft noch schuldig geblieben.
http://geschicktgendern.de/