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Bei den amerikanischen Mid term elections am 2. November wurden alle 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses und 37 der 100 Senatoren neu gewählt. In vielen Bundesstaaten fanden auch Gouverneurswahlen statt.
Die Demokraten von Präsident Obama haben sowohl im Repräsentantenhaus wie auch im Senat schwere Verluste erlitten. Im "House" haben die Demokraten die Mehrheit verloren.
Im Repräsentantenhaus verloren die Demokraten die Mehrheit und kommen noch auf 186 Sitze. Die Republikaner stellen 239 Abgeordnete.
Im Senat verloren die Demokraten laut letzten Projektionen sieben Sitze und halten mit 52 Senatoren noch knapp die Mehrheit. Die Republikaner kämen auf 47 Sitze; zwei Sitze sind unbesetzt.
Seit 1948 kann keine Partei bei Zwischenwahlen so viele Sitze verloren.
Präsident Obama hat nach seiner Niederlage John Boehner, dem neuen Mehrheitsführer im Repräsentantenhaus, telefonisch gratuliert. Ebenso telefonierte Obama dem republikanischen Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell. Beiden bot der Präsident eine Zusammenarbeit an.
Senat
Im 100 Sitze zählenden Senat verfügten die Demokraten bisher über 59 Mandate. Jetzt sind es nur noch mindestens 50. Die demokratischen Verluste sind offenbar auch im Senat grösser als letzte Meinungsumfragen voraussagten.
In Nevada gelang den Demokraten ein wichtiger Sieg. Die Republikaner schafften es nicht, den Sitz des einflussreichsten demokratischen Senators, Harry Reid, zu erobern. In Umfragen war Reid zurückgelegen.
Bei den Senatswahlen in Kalifornien triumphierten die Demokraten. Die demokratische Senatorin Barbara Boxer konnte ihren Sitz halten. Die frühere eBay-Chefin Meg Whitman und die ehemaligen Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina gingen leer aus. Whitman hatte 140 Millionen Dollar in den Wahblkampf investiert.
Im amerikanischen Senat sitzt kein Schwarzer mehr. Die drei schwarzen Kandidaten, die in South Carolina, Georgia und Florida angetreten waren, wurden nicht gewählt.
Im Bundesstaat Illinois verlieren die Demokraten den Senatssitz, der bis vor zwei Jahren von Barack Obama gehalten wurde. Sieger ist der Republikaner Mark Kirk.
In Alaska muss der sehr konservative Kandidat Joe Miller mit einer Niederlage bei den Senatswahlen rechnen – trotz vehementer Unterstützung von Sarah Palin. Nach Auszählung von 80 Prozent der Stimmen führt die bisherige Amtsinhaberin Lisa Murkowski klar. Sie vertrat Alaska früher für die Republikaner, unterlag dann aber in den Vorwahlen und trat deshalb als unabhängige Kandidatin an. Palin hatte Murkowski als zu liberal taxiert.
In Kentucky eroberte der 47jährige Republikaner Rand Paul einen Senatssitz, und zwar mit massiver Unterstützung der Tea Party. Rand Paul ist der Sohn von Ron Paul, dem sogenannten Vater der Tea Party. (Siehe Artikel)
In Florida siegte der von der Tea Party vehement unterstützte Republikaner Marco Rubio. Der 39jährige Rubio ist Anwalt und kubanischer Abstammung. Ihm wird eine grosse politische Zukunft vorausgesagt.
Repräsentantenhaus
Mit dem Verlust der Mehrheit im Repräsentantenhaus verliert auch die linksliberale Demokratin Nancy Pelosi ihr Amt als Parlamentspräsidentin (Speakerin). In San Francisco erreichte sie 78 Prozent der Stimmen.
Neuer Parlamentspräsident wird der Republikaner John Boehner aus Ohio. Er wird – nach Obama und Vizepräsident Biden - zum drittmächtigsten Mann im Staat. Boehner hat Obama aufgefordert, seinen Kurs zu wechseln.
In Rhode Island hat der Demokrat David Cicilline einen Sitz im Repräsentantenhaus gewonnen. Er ist der vierte homosexuelle Parlamentsabgeordnete, der sich geoutet hat.
Der Bundesstaat Alabama entsendet erstmals eine Schwarze ins Repräsentantenhaus. Terri Sewell ist Anwältin und eine Freundin von Michelle Obama.
Gouverneurswahlen
In zehn oder mehr Bundesstaaten haben die Republikaner den Demokraten den Gouverneurssitz entrissen, so in Pennsylvania, New Mexico, Tennessee und Wyoming.
Im wichtigen Bundesstaat Kalifornien gelang es den Demokraten, den Sitz des Republikaners Arnold Schwarzenegger zu erobern. Etwas überraschend siegte der demokratische Kandidat Jerry Brown.
In South Carolina siegte die Tea Party-Kandidatin Nikki Haley.
Im Bundesstaat New York eroberte der Demokrat Andrew Cuomo den Gouverneurs-Sitz. Andrew ist der Sohn von Mario Cuomo, der 1983 bis 1994 Gouverneur von New York war.