Seit Jahren versucht er, einige Kilo zu verlieren. Er probiert diese und jene Diät. Da nimmt er mal zwei Kilo ab und dann wieder drei Kilo zu. Fast schon hat er aufgegeben.
Dann kam der Hype mit dem Intervallfasten: Acht Stunden pro Tag essen, 16 Stunden lang keine Kalorie zu sich nehmen. Im Klartext: Abendessen, kein Frühstück und dann um 13.00 Uhr Mittagessen.
Die Argumente der Ärzte leuchteten ihm ein. Nur wenn der Insulinspiegel einmal ganz runter geht, kann Fett verbrannt werden. Zwischenmahlzeiten sind vom Teufel. Der Insulinspiegel flache nur dann wirklich ab, wenn man 16 Stunden lang überhaupt nichts esse. Erlaubt sind nur Wasser und schwarzer, zuckerloser Kaffee.
So begann mein Freund mit dem Intervallfasten. Auf das Frühstück verzichten – daran gewöhnt man sich schnell, sagt er. Und so verlor er tatsächlich Kilo um Kilo. Innerhalb von drei Monaten waren es sieben. „Au moins ça“, sagt er freudig. Wenigstens das.
Und dann geschah es: Plötzlich tauchten in den Medien Berichte auf, wonach das Intervallfasten nichts nütze, sogar schädlich sei. Es fördere Krankheiten, verkürze das Leben. Anstatt Kilos zu verlieren, würde man längerfristig zunehmen. Studien würden das beweisen.
Was war geschehen? Weshalb diese abrupte Kehrtwende? Ganz einfach: Die Müesli-Industrie bangte um ihre Umsätze. Da man kein Frühstück mehr zu sich nahm, kaufte man keine Müesli mehr. Auch die Gipfeli-Bäcker beklagten schwere Umsatzeinbussen. Selbst Organgensaft, Butter und Marmelade wurden weniger konsumiert.
Also musste man reagieren. Die Wirtschaft bestellte eine Studie, die besagt, dass Intervallfasten schädlich sei. Es gibt immer korrupte Professoren, die ihren Namen hergeben und für Geld irgendeine abenteuerliche Abhandlung verfassen. Auch korrupte Universitätsinstitute findet man immer irgendwo. Also machten nun Studien die Runde, wonach das Intervallfasten krank mache.
Doch schlimmer noch als die Müesli-Industrie traf es die Hühner. Denn plötzlich ass man keine Frühstückseier mehr. Die Hühner blieben buchstäblich auf ihrer Ware sitzen. So stiegen denn die Federviecher auf die Barrikaden. Der Branchenverband „HuG“ (Hühner und Güggel), eine Sektion des Gewerbeverbandes, verfasste eine Petition und verlangte ultimativ vom Bundesrat ein Verbot des Intervallfastens. Begründung: Der Nutzen für die Volksgesundheit stehe in keinem Verhältnis zum Schaden, der der Wirtschaft zugefügt werde. Lieber ein paar kranke Dicke und dafür eine florierende Wirtschaft. Es entstand eine Polemik. Für die Linken und die Grünen hatte die Volksgesundheit Priorität; die Bürgerlichen und die Populisten standen aufseiten der Wirtschaft.
Der Bundesrat und das Bundesamt für Gesundheit knickten ein und empfahlen nun der Bevölkerung „dringend vom Intervallfasten abzusehen“. Und so isst mein Freund wieder Gipfeli, Müesli und Frühstückseier. Alle sind zufrieden, und mein Freund wird wieder dicker und dicker: „bien emballé“.