Gut ausgebildete ausländische Fachleute mit akademischem Abschluss sind gegenüber den 1,5 Millionen Angestellten, die über einen Lehrabschluss oder eine vergleichbare Ausbildung verfügen, oft im Vorteil. Dies soll die von Bundesrat Johann Schneider-Ammann im Eidgenössischen Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung lancierte Fachkräfteinitiative richten. Gefördert werden sollen u.a. das duale Bildungssystem als wichtiger Standortfaktoreine und die Höhere Berufsbildung.
Mangel an akademisch qualifizierten Fachkräften
Doch alle Massnahmen werden sich totlaufern, so lange die Schweiz gegenüber dem Ausland bei den gymnasialen Maturitätsquoten eine elitäre Position einnimmt. Gesamtschweizerisch absolvierten im Jahr 2011 in der ganzen Schweiz annähernd 20 % der Jugendlichen eine gymnasiale Maturität.
So liegt im Kanton Zürich die Quote bei 18,5 Prozent. Ennet dem Rhein, im Bundesland Baden –Württemberg ist dagegen die Abiturientenquote von 19 Prozent im Jahr 1990 auf 37 Prozent im Jahr 2010 gestiegen. Kein Wunder also, dass die Schweiz zu einem begehrten Einwanderungsland für überdurchschnittlich qualifizierte Absolventen aus dem Ausland geworden ist.
Das fehlende Promotionsrecht der Fachhochschulen
Dabei ist das schweizerische Modell einer dualen Berufsbildung, die neben dem akademischen Bildungsweg über Lehre und Berufsmaturität zum Fachhochschulabschluss führt, ein Erfolgsmodell. So kommen im Kanton Zürich zu den Maturanden mit Gymnasialabschluss immerhin nochmals 13,7 Prozent Berufsmaturanden dazu. Doch wenn es um den Weg danach geht, wird es kritisch, da den schweizerischen Fachhochschulen das Promotionsrecht fehlt.
Das ist ein klarer Nachteil der Fachhochschüler – gerade im Vergleich zur ausländischen Konkurrenz. CAS Diplome (Certificate of Advanced Studies) von Fachhochschulen ersetzen denn auch keine universitären Mastertitel. Wer zum Beispiel in Deutschland an einer Pädagogischen Hochschule studiert, kann dort auch bis zur Promotion weitermachen. So können die Hochschulen dort einen Teil des Nachwuchses aus den eigenen Reihen gewinnen.
Den Fachhochschulen ist dieser Nachteil in den letzten Jahren klar bewusst geworden, während die Universitäten gegen die Öffnung des Promotionsrechts mauern. So bleibt es im besten Fall bei Kooperationen mit Universitäten im In- und manchmal auch im Ausland. Doch das ist kompliziert und fördert das eigenständige Profil der Fachhochschulen nicht.
Während es bei uns für Fachhochschulabsolventen schwierig ist, das Nadelöhr zum Einstieg in eine akademische Berufslaufbahn zu finden, klagen die deutschen Hochschulen über ein Heer von Postdocs, die langfristig in der Wissenschaft keine Zukunft haben und nach guten Stellen Ausschau halten – auch in der Schweiz.
Nachbesserung notwendig
Solange bei der Berufsbildung nicht nachgebessert wird, dürfte sich dies nicht ändern. Gerade internationale Firmen wählen sich ihre Arbeitskräfte nicht nach den Kriterien des „Sonderfalles Schweiz“ aus. Zwar ist die Berufslehre nachgewiesenermassen ein hochstehender und effizienter Bildungsweg, Aber wenn der Anschluss danach nicht klappt, sind die schweizerischen Berufsleute gegenüber ihrer ausländischen Konkurrenz qualifikationsmässig schnell im Nachteil.