Die irakische Offensive im Westen Mosuls kommt voran. Die irakische Armee hat den zerstörten Flughafen am südlichen Rand der Stadt, eine nahe gelegene Kaserne, ein Elektrizitätswerk und drei Wohnviertel des Aussenbereiches besetzt.
Zerstörte Brücken
Elitetruppen der Polizei, die sogenannten „schnellen Reaktionskräfte“, sind am Mittwoch bis zum Brückenkopf der südlichsten Brücke über den Tigris vorgedrungen. Die Brücke ist, wie alle anderen der fünf Brücken der Stadt, zerstört. Doch Fussgänger können noch über ihre Reste hinweg den Strom überqueren, und einige Hundert Flüchtlinge aus der Weststadt haben diesen gefährlichen Fluchtweg in die Oststadt gewählt. Die Brücke soll rasch wieder soweit hergestellt werden, dass Nachschub vom östlichen Ufer für die im Westen kämpfenden Truppen über sie geleitet werden kann.
Gegenwärtig haben die Kämpfe nach Aussagen der irakischen Offiziere beinahe die zentralen Regierungsgebäude erreicht. Sie sollen sich einen Kilometer entfernt von ihnen abspielen. Der Regierungskomplex liegt am Rande der Altstadt.
Der Belagerungsring ist geschlossen
Ausserhalb der Stadt haben die kurdischen und die Regierungstruppen der 9. Division die letzte Ausfallstrasse abgeschnitten, die von Mosul nordwestlich nach Tal Afar führt. Tel Afar ist noch vom IS besetzt, doch in der Nähe dieser Stadt befinden sich schiitische Milizen, deren Aufgabe es war, Mosul im Westen zu umfassen.
Die IS-Kämpfer im Westen Mosuls sind nun in der Stadt eingeschlossen. Doch der schwierigste Teil der Eroberung steht noch bevor. Der britische General Ralf Jones, der stellvertretende Kommandant der von den Amerikanern angeführten westlichen Truppen, die in Mosul als Berater und Helfer beteiligt sind, hat bei einem Besuch in London der Presse erklärt, es gebe immer noch 100‘000 Häuser, die in den zu erwartenden Strassenkämpfen durchsucht werden müssten, bevor die Stadt als erobert gelten könne. Er fügte hinzu, seiner Ansicht nach seien die irakischen Truppen dieser schwierigen und sich lang hinziehenden Aufgabe gewachsen.
Ungewisses Geschick der Zivilbevölkerung
In diesen Häusern gibt es immer noch gegen 600‘000 zivile Bewohner, die nicht geflohen sind oder nicht fliehen konnten. Es gibt aber Einzelne, denen in kleinen Gruppen die gefährliche Flucht gelingt. Sie erzählen von Durst und Hunger in Mosul, weil die Wasserleitungen nicht mehr funktionieren und Einkäufe nicht mehr möglich sind. Entsprechend karg sind die verbliebenen Vorräte.
Kampfdrohnen des IS
Der IS setzt selbst hergestellte Drohnen ein, die ungezielt Granaten über dem östlichen Stadtteil abwerfen, der sich bereits in Händen der Regierung befindet und in den die Zivilbevölkerung, soweit sie geflohen ist, langsam wieder zurückkehrt. Die Sicherheitskräfte Bagdads durchkämmen die dortigen Häuser und Ruinen, um zurückgebliebene IS-Kämpfer zu finden, die sich in ihnen versteckt halten.
Drohnen, die Bomben abwerfen, werden auch auf der Westseite Mosuls eingesetzt. Die dortigen IS-Kämpfer, geschätzt auf mehrere Tausend Mann, versuchen mit ihren Heckenschützen, Explosivfallen, Suizid-Autobomben und konventionellen Geschützen, die Angreifer abzuwehren. Die angreifende Irakische Armee mit all ihren Hilfskräften umfasst 100‘000 Mann.