Wen kümmert schon der „Mann des Jahres“? In den USA war 2013 das “Jahr des Gewehres”, schrieb William Rivers Pitt – Buchautor ("House of Ill Repute: Reflections on War, Lies, and America's Ravaged Reputation") und Mitarbeiter der New York Times – was er mit einer erschreckenden Liste von Todesopfern belegte:
Es begann in Tulsa, wo vier Frauen in ihrer Wohnung gefesselt und erschossen aufgefunden wurden. Zwölf Tage später erschoss ein 15 Jahre alter Junge in Neu-Mexiko seine Mutter, seinen Vater und Bruder sowie seine beiden Schwestern. Der Bruder war neun, seine Schwestern fünf und zwei Jahre alt. Kaum einen Monat später erschoss ein Mann in einem Friseursalon im Bundesstaat New York vier Menschen.
Die weitere Mordserie
Wieder einen Monat später wurden zwei Männer und zwei Frauen im Keller eines Gebäudes in Akron aufgereiht und erschossen. Vier Tage danach erschoss ein Mann im Bundesstaat Washington seine Freundin und drei Nachbarn, ehe er von Polizisten erschossen wurde. Zwei Tage später erschoss ein Mann fünf Mitglieder der Familie der Mutter seiner Tochter, bevor auch er von der Polizei erschossen wurde. Vier Tage nach dieser Tragödie erschoss ein Mann in Kansas zuerst seinen Zimmergefährten, dann seinen besten Freund und schließlich dessen Freundin und ihre 18 Monate alte Tochter.
Am Muttertags-Wochenende erschoss ein Mann zwei Ehepaare bevor er deren Wohnungen anzündete und auch noch einen Zeitungsboten erschoss. Etwas über einen Monat später erschoss ein Mann in Hawaii das Ehepaar, das sein Appartementhaus verwaltete, und vier Nachbarn. Dann nahm er einige Geiseln, ehe auch er schließlich von Polizisten erschossen wurde. Zwei Wochen später erschoss ein Mann seine Frau, seine Freundin und zwei seiner Kinder. Wiederum eine Woche später erschoss ein Mann in Oklahoma City seine Mutter, seine Schwester, seine Nichte und seinen Neffen, der noch im Babyalter war. Einen Monat später marschierte ein Mann mit einem abgesägten Gewehr auf den Hof des Marineamtes in Washington DC und erschoss zwölf Menschen. Vier Tage später erschoss eine Frau in Texas ihren Mann, ihre drei Söhne und dann sich selbst.
Einen Monat später erschoss ein Mann in Phoenix, Arizona, vier Menschen und dann sich selbst. Gerade zwei Tage danach erschoss ein Texaner fünf Menschen, und einen Tag später ein Mann in South Carolina seine ehemalige Freundin, zwei ihrer Kinder, ihre Eltern und schließlich sich selbst. Am selben Tag erschoss ein Mann in Tennessee seine Frau, seinen Sohn, seine Tochter und dann sich selbst. Fünf Tage später erschoss ein Mann in Connecticut seine Ex-Freundin, zwei weitere Menschen und dann sich selbst.
Eine unvollständige Liste
Vergessen Sie nicht, mahnte Rivers Pitt, das ist eine unvollständige Liste. Und zudem „gab es noch die Schießereien an den Schulen.“ Zum Vergleich: 2010 ereigneten sich neun derartige Schießereien in den Vereinigten Staaten, denen sieben Menschen zum Opfer fielen. 2011 gab es elf Schießereien an Schulen, bei denen neun Menschen starben. 2012 wurden schon 14 Schießereien an Schulen des Landes gezählt – einschließlich der Massaker an der Sandy Hook Grundschule und an der Oikos Universität – wobei 43 Menschen ermordet wurden. 2013 wurde über 23 Schießereien an Schulen berichtet, in denen 19 Menschen starben.
„Neun, elf, dann 14, dann 23“, addierte Rivers Pitt. „Wenn der Trend anhält, müssen wir uns in diesem Jahr vielleicht auf 30 oder 40 Schießereien an Schulen einstellen.“
Waffen in Kinderhand
Dann waren da noch das zweijährige Mädchen in North Carolina, das sich selbst mit einem Gewehr erschoss, das jemand achtlos hatte herumliegen lassen, der Dreijährige in Arizona, der sich ebenfalls mit einem herumliegenden Gewehr erschoss, ein Fünfjähriger in Texas, der von einem Achtjährigen mit einem Gewehr erschossen wurde, das er gefunden hatte, der zweijährige Texaner, der sich mit einem vergessenen Gewehr in den Kopf schoss, die Mutter in Süddakota, die erschossen wurde, als sie ihrem zwei Jahre alten Sohn das Gewehr wegnehmen wollte, der Vierjährige aus Michigan, der sich mit einem herumliegenden Gewehr erschoss, der Elfjährige in Virginia, der sich mit einem gefundenen Gewehr in den Mund schoss – und natürlich all die 7500 Kinder, die mit Schusswunden in Krankenhäuser eingeliefert wurden, und von denen 500 starben.
“Aber wir können nichts dagegen tun, weil wir nicht dagegen tun können, weil wir nichts dagegen tun können, weil wir nichts dagegen tun können, weil Freiheit oder so Irgendetwas”, kommentierte Rivers Pitt sarkastisch. „Sie mögen Gewehre lieben und den Präsidenten hassen. Aber daran zu arbeiten, lebende Kinder daran zu hindern, tote Kinder zu werden, ist doch etwas, wo jeder Amerikaner mitmachen sollte. Versuchen wir’s!“