Nur Reformen bringen die Schweiz weiter, schreibt er. Überfällige Reformprojekte würden unter anderem wegen das Kantönligeistes steckenbleiben. Doch diese schweizerische Selbstgefälligkeit könnte sich bald rächen.
Doch der Autor, stets neugierig und weltoffen, gehört nicht zu jenen, die lamentieren, den Kopf hängen lassen und nur pessimistisch in die Zukunft sehen.
Das zeigt sich auch in den Kolumnen, die er regelmässig für Journal21.ch schreibt. Er gehört zum festen Autoren-Team von Journal21.
In seinem Buch findet man Sätze wie: „Die meisten hitzigen Diskussionen entstehen, weil die Kontrahenten ein Problem unverrückbar aus ihrer Sicht betrachten. Einzelne der grossen Religionen machen es auch nicht besser, sie sind keine Vorbilder. Die grössten Probleme der Welt scheitern oft darum an einer Lösung, weil die verschiedenen politischen Leaderfiguren ‚alternativlos’ denken und handeln, fokussiert auf die ihrer Meinung nach ‚richtige’ Weltsicht.“
Es folgt eine Kritik an unserem Bildungssystem: „Bekanntlich ist Politik kein Schulfach, jedenfalls keines, das notenrelevant ist. Und doch realisieren wir, dass die turbulente Gegenwart durch eine längst überwunden geglaubte Renaissance des Einfältigen, ja Bösen geprägt ist. Jene politischen Akteure, die unermüdlich für alle Krisenthemen nach überzeugenden (friedlichen) Lösungen suchen, sind offensichtlich überfordert oder hilflos. Unsere über Jahrhunderte hart erkämpften, demokratischen Strukturen werden aus dem Innern der Nationen durch rechtsnationalistische Kreise gefährdet ...“
„Für den ‚zivilisierten’ Westen zumindest stellt sich deshalb die Frage, ob nicht eine der Ursachen dieses Auseinanderbrechens darin liegt, dass wir unseren Kindern zwar Rechnen und Schreiben beibringen, Aspekte des alltäglichen Lebens jedoch weitgehend draussen vor der Schulzimmertür lassen. ... Ist unser Bildungswesen nicht zu stark von der Vergangenheit geprägt, dem Trott der Routine folgend? Statt die nächste Generation zu selbständigem Sehen, Beurteilen und Handeln zu befähigen, konditionieren wir sie auf einzelne Teilgebiete, die in der Vergangenheit wichtig waren.“
Vor allem beklagt Zollinger, dass die heutigen Umwälzungen zu wenig thematisiert würden, so werde zu wenig die Verzahnung zwischen Wirtschaft und Politik aufgezeigt. „Niemand lehrt, Sachverhalte aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu sehen. Kein Lehrbuch befasst sich damit, Verständnis für Denk- und Handlungsweise verschiedener Akteure zu entwickeln.“
Zollinger setzt auf die Jugend, auch wenn das Kapitel mit „Persönliche Illusionen“ überschrieben ist. Er gehört nicht zu jenen, die die Abgestumpftheit und Bequemlichkeit der „heutigen Jugend“ beklagen. Im Gegenteil: Er sieht ermutigende Anzeichen, dass unsere Jungen etwas Neues zustande bringen.
Ist der Kampf zwischen links und rechts, zwischen Sozialismus und Kommunismus bald vorbei? Fragt er. „Stehen wir am Anfang einer neuen, postideologischen Strömung?“ Und: Könnte es sein, dass eine „aufgewachte und aufgeweckte“ Gesellschaft langsam einen Perspektivenwechsel vollzieht? Er erwähnt in diesem Zusammenhang neu auftretende Thinktanks, Arbeitsgemeinschaften und Jugendverbände, die sich aus einer ganz andern Perspektive heraus mit den Problemen unserer Zeit befassen.
Christoph Zollinger
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft und Kunst im 21. Jahrhundert
Perspektivenwechsel
Fokus Zukunft
Conzett Verlag Zürich, Januar 2017
225 Seiten (mit mehrfarbigen Bildern des Autors)
ISBN 978-3-03760-043-6
CHF 28.90