Weiterhin darf also in Bern gemauschelt werden. Die Niederträchtigkeit, mit der das schon in den Wochen vor der Wahl als eidgenössische Folklore zelebriert worden ist, lässt einen glücklichen Ausgang als äusserst unwahrscheinlich erscheinen.
So lange für einen CVP-Politiker, der zum Glück selber nie als Bundesrat gewählt worden ist, klar ist, dass die SVP in diesem Gremium nichts zu suchen hat, dann ist doch in diesem Zirkus Logik und Fairness gleichzeitig verloren gegangen! Wie bitte? Die SVP ist die wählerstärkste Partei, egal, wie lange die Classe politique uns das bei jeder Gelegenheit vergessen lassen möchte.
Forderung nach Mittelmässigkeit verletzt?
Ein weiteres Mal habe ich meinen Kopf bis zum Schleudertrauma geschüttelt, als ich hörte und las, dass die mit Abstand am meisten Respekt verdienende St. Galler Justizdirektorin «zu perfekt und zu geschliffen wirke», um in den Bundesrat zu passen!
Sage man es doch ehrlich und klar: sie verletzt die Forderung nach Mittelmässigkeit! Natürlich nicht aus der Sicht jener Parteien, die zwar jede Menge Frauen zur Wahl vorschlagen können, aber eben offensichtlich keine von einem Format, das jeder ehrliche Bürger der Karin Keller-Sutter sowohl vom Leistungsausweis her als auch von jedem bisher überzeugenden Votum auf der Stelle zubilligen muss.
Trost wird man nach diesem weiteren Wahltheater erst finden können, wenn man sich erst recht die Angst vor Augen hält, welche in Brüssel vor der runden halben Milliarde Bürger dieses Europas herrscht! Der Missmut der Wähler wird auch bei uns erst dann einem erneuten Interesse an der Politik weichen, wenn man die Wahl seines oder seiner höchsten Vertreter nicht mehr einem Gremium von Würfelspielern überlässt.