Zwei Monate lang wurde um jeden Dollar gefeilscht. Jetzt einigten sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen im Finanzausschuss der Generalversammlung darauf, die Gehälter ihrer Friedenstruppen anzuheben. Ab nächstem Jahr sollen die Blauhelme statt den bisherigen 1150 Dollar monatlich 1332 Dollar erhalten. 2016 soll dann der Sold auf 1365 Dollar, im Jahr darauf auf 1410 Dollar steigen. Damit kommen die reichen Staaten den Forderungen jener Entwicklungsländer entgegen, die den Grossteil der internationalen Friedenstruppen stellen.
Einnahmequelle für Drittweltstaaten
Für 1332 Dollar im Monat würde kein Westeuropäer seine Haut zu Markte tragen. Für Soldaten aus Bangladesch oder Äthiopien hingegen wäre dies ein fürstliches Gehalt – wenn sie es denn auch bekämen. Das Geld wird nämlich den Herkunftsländern der Blauhelme überwiesen, die nach eigenen Kriterien festlegen, wie sie ihre Militärs in Uno-Diensten entlöhnen und versichern.
Für eine Reihe von Drittweltstaaten, allen voran Pakistan, Bangladesch, Indien, Nigeria und Nepal, ist der Verleih von Truppen zu einer beträchtlichen Einkommensquelle geworden. In den 17 Friedensmissionen der Uno rund um den Erdball stehen derzeit fast 120’000 Soldaten, Polizisten und Zivilangestellte im Einsatz. Das laufende Jahresbudget beträgt fast acht Milliarden Dollar.
Die Gruppe der Entwicklungsländer und China hatten ursprünglich eine Erhöhung der Blauhelmsolde auf 1763 Dollar monatlich verlangt. Sie weisen darauf hin, dass die Löhne der Friedenstruppen seit 18 Jahren nicht mehr den steigenden Lebenshaltungskosten angepasst wurden. Doch die traditionellen Geldgeber finden, dass sie schon genug für multinationale Friedensoperationen aufwenden. Die zehn grössten Wirtschaftsmächte decken zusammen mehr als 80 Prozent der Kosten. Auf die USA entfallen dabei 28,4 Prozent der Pflichtbeiträge. Die Schweiz steht mit einem Prozent auf Rang 14.
Hohe Kosten und geringe Wirkung
Mehr als die Hälfte der Friedensoperationen der Uno laufen in Afrika südlich der Sahara. Allein im Ost-Kongo sind derzeit rund 22’000 Blauhelme und 4500 Zivilbedienstete im Einsatz. Die bisherigen Verluste der Truppe betragen 73 Mann. Die «Stabilisierungsmission in der Demokratischen Republik Kongo» (Monusco) kostet anderthalb Milliarden Dollar jährlich, ohne dass ein Ende der Kriege zwischen den verschiedenen Streitkräften und Privatarmeen abzusehen wäre.
Ethnische Rivalitäten, die Einmischung von Nachbarstaaten und vor allem der Kampf um die wertvollen Bodenschätze lassen die Region nicht zur Ruhe kommen. Auch in Mali, in der Zentralafrikanischen Republik, der Elfenbeinküste, in Liberia, in Darfur und im Süd-Sudan bemühen sich Uno-Truppen mit mehr oder weniger Erfolg um eine Befriedung und den Schutz der Zivilbevölkerung.
Die Anwerbung von schlecht vorbereiteten und ausgerüsteten Billigsoldaten aus der Dritten Welt für die Friedensmissionen hat nicht die erhofften Ergebnisse gezeitigt. Oft sind die lokalen Freischärler besser bewaffnet als die Blauhelme, die die Zivilisten vor ihnen schützen sollen. «Wir operieren im 21. Jahrhundert und können nicht weiterhin die Werkzeuge benutzen, die vor fünfzig oder hundert Jahren wirksam waren», erklärte der für die friedenserhaltenden Operationen zuständige Untergeneralsekretär der Uno, Hervé Ladsous.
Einführung moderner Technologien
Der Franzose plädiert für die Einführung modernster Militärtechnologien: «Wir müssen bessere Dienste leisten, möglichst für weniger Geld», meint er. Der erste Schritt in diese Richtung war die Anschaffung von Drohnen für den Einsatz im Ost-Kongo. Am 28. März bewilligte der Weltsicherheitsrat die Anschaffung solcher ferngesteuerter, vorerst unbewaffneter Flugkörper «zum Schutz der Zivilbevölkerung sowie des Uno-Personals und zur Überwachung des illegalen Waffenhandels», wie es in der Begründung heisst. Die ersten Exemplare sind mittlerweile in Goma am Kiwu-See eingetroffen.
Weitere Anschaffungen des Uno-Departements für Friedensoperationen sind ein Aufklärungssystem, das thermische Bilder des Terrains liefert, eine Videoüberwachung sowie ein geographisches Informationssystem (GIS), von dem die Blauhelme genaue Daten über die Beschaffenheit ihres Einsatzgebietes abrufen können. Das GIS wird unter anderem dazu benutzt, Trinkwasserquellen zu entdecken, die den Einheimischen nicht bekannt sind. Damit soll eine Konkurrenz um das wertvolle Nass vermieden werden.
Vorbei ist die Zeit, als schlecht ausgerüstete Friedenshüter aus den ärmsten Ländern in Sandalen und ohne Ausbildung in andere Erdteile geflogen wurden. Gefragt sind nunmehr Spitzentechniker.