Parteifarben sind wichtig, sie sind ein Erkennungsmerkmal, eine Marke und stiften Identität. Seit es das Farbfernsehen gibt und seit die Zeitungen keine Schwarz-weiss-Bleiwüsten mehr sind, gehören Farben zur DNA einer Partei.
Die Freisinnigen sind blau, die Sozialdemokraten natürlich rot, die Grünen natürlich grün, auch die SVP (schollenverbunden) grün und Die Mitte (Ex CVP) gelb-orange.
Da die vier Hauptfarben Blau, Rot, Grün und Gelb besetzt sind, haben es kleinere und neue Parteien schwer, ein farbliches Unterscheidungsmerkmal zu finden. So ist man halt dunkel- oder hellblau, dunkel- oder hellgrün oder irgendwie violett wie das BSW von Sahra Wagenknecht.
Blau wird oft mit Seriosität, Reichtum und Konservatismus in Verbindung gebracht. Doch auch die deutsche AfD hat Blau gekapert – obwohl ihr Braun wohl eher anstünde.
In den USA ist alles anders
Früher, als das Fernsehen und die Tageszeitungen noch schwarz-weiss waren, spielte die Farbgebung der Parteien eine untergeordnete Rolle. So hatten denn auch weder die Republikaner noch die Demokraten eine offizielle Farbe.
Bei den Präsidentschaftswahlen am 2. November 1976 präsentierte der Fernsehsender NBC erstmals eine riesige beleuchtete Wahlkarte. Roy Wetzel, ein damaliger NBC-Direktor sagte in einem Interview: «Ohne gross darüber nachzudenken, sagten wir Blau für die Konservativen, denn das ist das parlamentarische System in London, und Rot für die liberalere (demokratische) Partei». Und so wurden die Parteien in der Wahlberichterstattung dargestellt.
Die «Magic Wall» von CNN
Auch der Platzhirsch CNN folgte diesem Muster. Der von Ted Turner gegründete Sender ging im Sommer 1980 erstmals auf Sendung. Wenige Monate später, am 4. November 1980, fanden Präsidentschaftswahlen statt. Dabei kam erstmals die berühmt gewordene «Magic Wall» von CNN zum Einsatz. Jene der 50 amerikanischen Bundesstaaten, die für den Republikaner Ronald Reagan gestimmt hatten, wurden blau eingefärbt, jene, die den Demokraten Jimmy Carter gewählt hatten, erschienen rot. Reagan gewann in 44 der 50 Bundesstaaten. Die Magic Wall erschien also vorwiegend blau. Deshalb: Die Republikaner waren die Blauen und die Demokraten die Roten.
Blau waren die Republikaner schon immer. Auch in früheren Wahlkämpfen erschienen ihre Logos meist in Blau. Auch die Geschichte wurde bemüht, um die blaue Farbgebung für die Republikaner zu erklären. Im amerikanischen Bürgerkrieg trug die Unionsarmee des (republikanischen) Präsidenten Abraham Lincoln dunkelblaue Uniformen. Auch «Scribner's statistical atlas of the United States» aus dem Jahr 1883 verwendete Blau für die Republikaner und Rot für die Demokraten.
R-R-R
Nicht alle Medien hielten sich an diese Farbgebung. Immer wieder auch änderten die Sender die Farben der beiden Parteien. 1976 hatte der Fernsehsender ABC die Republikaner in Gelb gezeigt. 1980 dann, im Gegensatz zu CNN, präsentierte ABC die Republikaner plötzlich in Rot. Weshalb? Das weiss man nicht genau. Ein ABC-Verantwortlicher vermutete: R-R-R: Reagan gleich Republikaner gleich «red».
1984, als Ronald Reagan gegen Walter Mondale antrat, schloss der Sender CBS sich seinem Konkurrenten ABC an und bezeichnete die Republikaner als rot und die Demokraten als blau.
CNN stellte erst 1992 um, und als Letzter folgte NBC im 1996.
Es gebe «keine Beweise dafür, dass sich die grossen Sender aktiv abgestimmt haben», schreibt CNN. Wahrscheinlich haben sie einfach ABC kopiert, dessen Abendnachrichten die damals meistgesehenen in den USA waren. William Wheatle, der ehemalige Executive Vice President von NBC News, erklärte 2016, man habe die Farbgebung der Konkurrenz übernommen, «um die Zuschauer nicht zu verwirren».
Auch der Print passt sich an
Während sich die Fernsehsender abgestimmt haben, herrschte in den Zeitungen und Magazinen nach wie vor ein Durcheinander. Das Time Magazine präsentierte 1996 den Demokraten Bill Clinton in Rot und den Republikaner Bob Dole in Blau. Auch die Washington Post zeigte die Demokraten noch lange in Rot.
Dann kam das Jahr 2000 und die Wahlen vom 7. November: Der Republikaner George W. Bush gegen den Demokraten Al Gore. Es war eine der spannendsten Wahlen; das Ergebnis stand nach mehreren Nachzählungen und einem Gerichtsbeschluss erst nach Tagen fest. Die Einschaltquoten der Sender waren riesig. Um den Überblick zu behalten, waren jetzt farbige Karten wichtig. Und nun hatten sich auch die Printmedien mehrheitlich der Farbgebung der Fernsehstationen angeglichen. Jetzt gingen «rote Staaten» und «blaue Staaten» in den allgemeinen Sprachgebrauch ein.
Studien weisen auf die beruhigende Wirkung von Blau hin. Blau wird mit Verlässlichkeit und Stabilität in Verbindung gebracht. Im Gegensatz dazu, behaupten Psychologieforscher etwas salopp (und nicht ganz überzeugend), dass Rot mit «forsch», «stürmisch», «impulsiv» und «draufgängerisch» gleichgesetzt wird. Sportmannschaften, die Rot tragen, so zitieren CNN Psychologen, seien besonders aggressiv.
Aggressiv und draufgängerisch und impulsiv wie der rote Trump und seine roten Republikaner?
Mit Informationen von CNN, NBC, ABC, Washington Post, Smithsonian Magazine