Ihr Erfinder und Erbauer, der baskische Ingenieur und Architekt Alberto Palacio Elissague, verband 1893 die Orte Portugalete und Getxo im Ballungsraum von Bilbao, ohne den Schiffsverkehr in dem Ästuar zu behindern. Zwei 45 m hohe Stahlfachwerk-Türme stützen ein 160 m langes horizontales Traggerüst; an diesem hängt und fährt die Transportbarke. Die Biskaya-Brücke (baskisch Bizkaiko Zubia) ist noch heute im Betrieb. Sie setzt alle acht Minuten Menschen und Autos in anderthalb Minuten über und erspart ihnen zwanzig Kilometer Fahrt auf der Autobahn. Nachdem es einem jungen Lenker gelungen war, mitsamt Auto aus der Gondel tödlich abzustürzen, musste sich 2013 das Europäische Parlament mit einer Eingabe befassen, die unzureichende Sicherheitsvorkehrungen anmahnte.
Alberto Palacio war ein Schüler Gustave Eiffels, seine Schwebefähre in der Verknüpfung von Stahlbau mit Drahtseiltechnik zukunftweisend. An die zwanzig solcher Hochbrücken mit angehängter Transportbarke wurden in Europa, in beiden Amerikas und in Afrika gebaut. Acht von ihnen sind als Industriedenkmäler erhalten, einige noch betriebsbereit.
Die Schwebefähren haben weltweit eine rührige Fangemeinde. Seit zehn Jahren agiert ein Weltverband der Schwebefähren mit einer eigenen Webseite. In Deutschland haben sich um zwei Schwebefähren in Schleswig-Holstein (Rendsburg, Osten) spezielle Arbeitskreise gebildet. Alle Fans denken beim Stichwort Bilbao an die Biskaya-Brücke – und nicht etwa an das auf Blickfang angelegte Guggenheim–Museun. Die Auszeichnung der Biskaya-Brücke 2006 durch die Unesco als kulturelles Welterbe erfüllt sie, zugegeben, auch mit etwas Neid. Aber noch mehr mit Enthusiasmus. Sie bereiten zurzeit eine Sammel-Kandidatur für die restlichen Schwebefähren vor. – Jahr des Flugbilds: 2008 (Copyright Georg Gerster/Keystone)