Jetzt hat sich eine Partei gegründet, die mit dem in Deutschland derzeit Teuersten und Heiligsten bricht: dem Euro – als Bekenntnis zu Europa. Die Grünen, die vor genau 30 Jahren den Einzug in den Bundestag schafften, waren gegen die Kernkraft und für die Ökologie. Damit lösten sie im Establishment Empörung aus. Die „Alternative für Deutschland“ (AfD) ist für die etablierten Parteien noch viel ärgerlicher. Diese Rebellen sind gegen den Euro und für Europa. Sie sind nicht „alternativ“ wie früher die Grünen, sondern es handelt sich um hochrangige Ökonomen, überhaupt Doktoren, Professoren, ehemalige langjährige CDU-Mitglieder und Vertreter der Industrie. Was sie eint, ist das Aufbegehren gegen eine Politik, die ihre Borniertheit als „alternativlos“ hinstellt. Wie damals die Grünen gegen die „alternativlose“ Grosstechnik anrannten, wehren sie sich heute gegen Automatismen, die schon lange an den indianischen Brauch des Potlach erinnern: Jeder schenkt jedem so lange so viel, bis keiner mehr etwas hat. Diesem Rausch wollen sie ein Ende bereiten. Ausnahmsweise sind sich diesmal alle Parteien im Bundestag sogar mit den Funktionären der ehemaligen PDS einig: Die AfD ist für sie absolut indiskutabel. Dabei tut die AfD nur das, was der wichtigste Lehrer der modernen Demokratie, Karl Raimund Popper, für ihr Funktionieren zur Bedingung gemacht hatte: Alternativen zur Wahl und Abwahl stellen. Manche Demoskopen räumen der AfD gute Chancen ein. (Stephan Wehowsky)