Wird man alt, läuft die Zeit immer schneller davon. Denkt man. Und sie drängt sich in der digital instrumentierten Welt, in der wir leben, eng zusammen, wird dicht und dichter, gleicht einem Gefäss, in das immer noch mehr hineingestopft wird. Meint man. An der Schwelle zum neuen Jahr beschäftigen sich Journale und Zeitschriften gern mit Zeitbetrachtungen (Rückblicken, Vorausblicken) – für die sie im Lauf des Jahres keinen Platz erübrigen können oder möchten. Ausgiebig tut das zum Beispiel jene Wochenzeitung, die die Zeit schon im Titel trägt, die „Zeit“ eben. Da werden ein paar Fachleute fürs Utopische, Autoren, Regisseure gebeten, die Realität um zwanzig Jahre vorzuspulen, um uns dann zu erzählen, wie das sein könnte, im Jahr 2036. Unerfreulich, wenn man den Propheten Glauben schenken will. Die „NZZ“ unternimmt mit dem Bild einer Jahrtausende alten Salzwüste in Bolivien den rührenden Versuch, uns davon zu überzeugen, dass es Orte gebe, an denen keine Zeit existiere. Der dazu gehörige Artikel beweist uns dann das Gegenteil. Mit einer wahrlich Furcht erregenden Utopie wartet der „Tages-Anzeiger“ auf. Da wird der englische Wissenschaftler Aubrey de Grey interviewt, der ernsthaft davon überzeugt ist, dass der Mensch 1000 Jahre alte werden könne! Als klugem Mann stehen ihm haufenweise kluge Argumente zur Verfügung. Kritische Fragen (von Journalisten) hat er „so satt wie nichts anderes“.
Ich möchte lieber nicht als Methusalem in die ewigen Jagdgründe eingehen. Und stelle mir eine derartige Zeitverschiebung für die Menschheit eher grausig vor. Da freut man sich doch aufs neue Jahr mit der üblichen Fülle an bad news, die es den Zeitungen leicht machen wird, zum courant normal zurückzukehren, in dem weder miesmacherische Propheten noch übersättigte Tausendsassas Platz finden.