„L’Hébdo était bon pour la tête.“ L’Hébdo war gut für den Kopf. Alain Jeannet, Chefredaktor des Magazins, posiert am Mittwochabend in seinem Newsroom in Lausanne mit der letzten Ausgabe des wöchentlich publizierten, einst einflussreichen Nachrichtenmagazins.
Zum ersten Mal erschien L’Hébdo am 1. September 1982. Das Magazin erreichte im letzten Jahr eine Auflage von knapp 34‘000 Exemplaren. Es war damit die meistgelesene Zeitschrift in der Westschweiz. Herausgeber waren Ringier und Axel Springer. Grund der Einstellung seien die „konstant rückläufigen Anzeigen- und Verkaufserlöse“.
Das Ende von L’Hébdo ist ein schwerer Schlag für den Journalismus in der Westschweiz, der längst seine Eigenständigkeit verloren hat. Die verbleibenden grossen Zeitungen stehen unter der Fuchtel der Zürcher Tamedia, so die Lausanner „24 heures“ und „Le Matin“ sowie die „Tribune de Genève“. Obwohl Tamedia Millionengewinne ausweise, so wird dem Zürcher Konzern vorgeworfen, würden in der Westschweiz weiter Dutzende Redaktionsstellen gestrichen.
Die Schweizer Sektion von „Reporter ohne Grenzen“ spricht von einem „schwarzen Tag für die Schweizer Presse und insbesondere für jene in der Romandie“.
„Mit dem letzten Erscheinen von ‚L’Hebdo’ verschwindet das einzige wöchentliche Print-Nachrichtenmagazin, während sich die Redaktion von ‚Le Temps’ mit einer neuen drastischen Restrukturierung konfrontiert sieht.“
Reporter ohne Grenzen unterschätze keinesfalls die Schwierigkeiten und Herausforderungen, denen die gedruckte Presse aktuell gegenüberstehe, heisst es in einem Comuniqué. „Doch unsere Demokratie braucht mehr denn je freie und unabhängige Medien.“
Die Journlisten-Gewerkschaft „impressum“ reagierte am 27. Januar heftig auf das angekündigte Ende von L'Hébdo: „Nach dem massiven Abbau bei Tamedia Suisse Romande im vergangenen Herbst, der die ‚Tribune de Genève’ und ‚24 Heures’ betraf, hat nun Ringier Axel Springer das Magazin ‚L‘Hebdo’ eingestellt und entlässt Journalistinnen und Journalisten bei ‚Le Temps’. Die Präsidentinnen und Präsidenten von impressum drücken ihre grosse Besorgnis über die Zukunft der Informationsvielfalt in der Schweiz und insbesondere in der Suisse Romande aus.“
(J21/hh)